profil vor 25 Jahren: EG und Gesundheitswesen
Die neue SPÖ-Staatssekretärin Brigitte Ederer und den Grün-Abgeordneten Johannes Voggenhuber bat profil für die Ausgabe vom 6. April 1992 zum Streitgespräch über einen Beitritt Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft. Die EG sei "ein unglaublich reaktionäres Projekt", wetterte Voggenhuber. Er sei verwundert, "wie sich jemand, der auch nur einen Satz vom sozialdemokratischen Programm im Kopf hat, damit identifizieren kann". Ederer räumte ein, dass etwa im Bereich Umwelt oder Demokratie nicht alles perfekt sei, meinte aber pragmatisch, "wenn wir nicht beitreten, werden wir alles, was die EG macht, eins zu eins übernehmen müssen, ohne dass wir mitbestimmen können". Ederer weiter zu Voggenhuber: "Sie wollen die Braut schon aufgeputzt haben, bevor Sie sie heiraten. Ich bin der Meinung, ich kann schon heute mit der EG, so wie sie ist, leben, in einigen Bereichen aber müssen wir an unserer Beziehung noch arbeiten." Voggenhuber sah das anders: "Sie heiraten jemanden, von dem man sagt, er ist zwar im Augenblick noch schiach, ungebildet, und er stiehlt und säuft auch, aber ich werde schon an ihm arbeiten."
Uneinigkeit herrschte auch zwischen Ärztekammer und Krankenkassen. Hauptstreitpunkt: die geringe Vergütung pro Krankenschein. "Was einfach nicht stimmt, sind die Relationen", klagte ein Mediziner. So bekomme etwa ein Tierarzt für die Injektion an einer Kuh 60 Schilling, für eine beim Menschen zahle die Kasse nur 27 Schilling.