profil vor 25 Jahren: Flucht aus der Kriegs-Hölle
Im zerfallenden Jugoslawien befanden sich rund zwei Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Krieg, allein 700.000 in Kroatien. "Es gibt mittlerweile Familien, die 30 Flüchtlinge bei sich zu Hause aufgenommen haben“, erzählte ein Unhcr-Mitarbeiter. In Westeuropa waren etwa 100.000 Flüchtlinge untergekommen, in Österreich offiziell 50.000, doch registriert beziehungsweise als Asylwerber vermerkt nur 22.000. Die Differenz sei laut Innenministerium "hochgerechnet“, berichtete profil in der Ausgabe vom 20. Juli 1992, es handle sich dabei um "bei Verwandten untergeschlüpfte Flüchtlinge“.
"Versagen der westeuropäischen Politik"
Der Krieg in Jugoslawien sei "zum Fallbeispiel des Versagens der westeuropäischen Politik geworden“, kritisierte Hubertus Czernin im Leitartikel. Solange es sich bei Flüchtlingen um "Boat people“ aus Vietnam, vor Diktatoren flüchtende Afrikaner, Tamilen oder Kurden gehandelt habe, sei es leicht gewesen, sich verbal zu solidarisieren: "Wir Europäer spendeten, nahmen Flüchtlinge auf (viele waren es ja nicht) und waren stolz auf unser gutes Gewissen.“ Doch nun seien die Verfolgten "direkt vor unserer Haustür“, es gäbe aber nur zwei Staaten, "die nicht bereit sind, einfach wegzuschauen: Slowenien und Ungarn“. Alle anderen, zuletzt auch Österreich, hätten ihre Grenzen dichtgemacht. Czernin: "Wenn man schon bei der Kriegsverhütung versagt hat, könnte man jetzt eine Geste setzen und die Grenzbalken heben. Platz gibt es genug bei uns.“