profil vor 25 Jahren: Helmut Zilk tritt als Wiener Bürgermeister ab
„Er schäkert mit Jörg Haider und widersteht in der Ausländerpolitik relativ konsequent populistischen Versuchungen. Er holte Kurt Waldheim aus dem Out, besiegelte mit ihm beim Heurigen das Du-Wort und genießt in der Israelitischen Kultusgemeinde allerhöchstes Ansehen“, schrieb profil in der Titelgeschichte vom 7. November 1994 über den scheidenden Wiener Bürgermeister Helmut Zilk. Mit dem „Liliom der Wiener Politik“ (© Erhard Busek) trete „der letzte Alleinunterhalter der österreichischen Politik in den Ruhestand“, Zilk schaffe es, „lustvoll auf Widersprüchen Hochschaubahn“ zu fahren, resümierte profil. Er „könnte sogar bei einer gemeinsamen Versammlung von Kälbern und Fleischhauern bestehen“, feixte der Wiener VP-Obmann Bernhard Görg, Zilk würde „das Lob des Rindfleischgenusses mit der Verdammung der Viehschlachtung verknüpfen“.
Die Verknüpfung der „weit auseinanderklaffenden“ inhaltlichen Positionen von SPÖ und ÖVP gehe äußert schleppend voran, berichtete profil, die Neuauflage der Großen Koalition stehe vor einer „Einigung auf niedrigstem Niveau“. „Würden wir nicht gerade vor dem Eintritt in die EU stehen, dann wäre ich durchaus der Meinung, dass die Republik auch andere Konstruktionen als solche mit der SPÖ in der Regierung aushält“, meinte Zilk-Vorgänger Leopold Gratz im Interview. In seiner Partei, so Gratz, fehlten alternative Konzepte. Und ein SPÖ-Spitzenfunktionär orakelte: „Gegen die Personaldebatten in der Partei wird die Regierungsbildung eine Kleinigkeit“.