profil vor 25 Jahren: Jörg Haiders Ausländer-Volksbegehren
Vor dem Start des von Jörg Haider initiierten Volksbegehrens "Österreich zuerst" beherrschte eine Frage die Innenpolitik: Wie viele werden unterschreiben? Das Thema hatte kräftigen Gegenwind erzeugt: Intellektuelle, Parteien-und Kirchenvertreter, nicht zuletzt Bundespräsident Thomas Klestil verurteilten öffentlich Rassismus und Fremdenhass, zum "Lichtermeer" gegen Intoleranz in Wien kamen fast 300.000 Menschen. Das Volksbegehren werde für Haider zur "Kraftprobe", schrieb profil in der Ausgabe vom 25. Jänner 1993. Sich mit Bundespräsident und Kirche anzulegen, sei "keine begnadete Eingebung von Haider" gewesen, meinte ÖVP-Justizsprecher Michael Graff, einst Befürworter einer Koalition mit der FPÖ, denn dadurch habe das Volksbegehren "ein Stigma" bekommen.
Als Stigma und Sakrileg empfanden "Aristo-Fundamentalisten" aus dem Hause Habsburg die Brautwahl von Kaiserenkel Karl. Dass der 32-Jährige keine "Ebenbürtige", sondern die "einst als schrill, schräg und sündig bekannte Industriellentochter" Francesca Thyssen-Bornemisza heiraten werde, empörte einige Verwandte. "Wenn es die Monarchie noch gäbe", meinte ein Cousin, "hätte Francesca Schwierigkeiten gehabt, bei der Hundeparade mitzumachen, weil sie den Zuchtgesetzen nicht ganz entsprochen hätte." Andreas Razumovsky, adeliger "FAZ"-Korrespondent in Wien, sah in der geplanten Ehe die Fortführung einer bewährten Habsburg-Strategie: "Tu felix Austria nube. Soll er die Milliardärin halt heiraten, damit wird das bröckelige Wappen vergoldet."
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