Das profil vom 11. Oktober 1993

profil vor 25 Jahren: Johanna Dohnal

Heldin und Hassobjekt: Johanna Dohnal. Das profil vor 25 Jahren.

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Seit Wochen köchelte die sogenannte "Grapsch-Affäre" vor sich hin. Eine Parteikollegin hatte SPÖ- Sozialminister Josef Hesoun vorgeworfen, ihr sechs Jahre zuvor "plötzlich ins Dekolleté ihres Sommerkleids gegriffen" zu haben. Hesoun bestritt das vehement und kündigte wiederholt rechtliche Schritte an -die jedoch ausblieben.

Schließlich forderte SPÖ-Frauenminsterin Johanna Dohnal Hesoun auf, er solle "klagen oder zurücktreten"."So geht das nicht", rügte Kanzler Franz Vranitzky daraufhin seine Ministerin, da werde es "einen Ramba-Zamba geben". Die streitbare Politikerin sei nicht zum ersten Mal zwischen der Loyalität zu ihrer Partei und ihrem Engagement für Frauenrechte zerrissen, schrieb profil in der Titelgeschichte vom 11. Oktober 1993 über "Johanna auf dem Schlachtfeld".

"Heldin für die einen, Hassobjekt für die anderen"

Dohnal sei "eine Politikerin, die keine(n) kalt lässt: Heldin für die einen, Hassobjekt für die anderen". Im aktuellen Fall durfte die Frauenministerin auf weibliche Solidarität aus der Partei zählen. Dohnal habe "gar keine andere Wahl gehabt, als von Hesoun Konsequenzen zu verlangen", meinte etwa die stellvertretende Frauenvorsitzende Helga Konrad: "Als Frauenministerin kann sie doch nicht stumm bleiben, bloß weil es diesmal einen von uns betrifft." Im SP-Frauensekretariat freute man sich inzwischen über viele Unterstützungserklärungen - deren Zahl sprunghaft angestiegen war, seit FPÖ-Obmann Jörg Haider gespöttelt hatte, Dohnal sei ja nur verärgert, "weil sie nicht selbst begrapscht wurde".

Das profil vom 11. Oktober 1993

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