"Gottes Ayatollah“

profil vor 25 Jahren: Kurt Krenn

Die Welt des Kurt Krenn. Das profil vor 25 Jahren.

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Knapp sechs Monate nach der Weihe ihres neuen Bischofs Kurt Krenn präsentierte sich die Diözese St. Pölten gespalten. "Gottes Ayatollah“ mache sein Bistum "zum Stützpunkt einer fundamentalistischen Offensive“, schrieb profil in der Ausgabe vom 2. März 1992.

Es vergehe kaum eine Woche, "in der der neue Domherr nicht Widerspruch provoziert: Ministrantinnen-Verbot, Androhung der Amtsenthebung gegenüber einem seiner Pfarrer nach fünf kritischen Fragen, Vorladung von kirchlichen Angestellten nach besorgten öffentlichen Wortmeldungen, Bespitzelungsaktionen bei harmlosen Frauen-Diskussionsrunden“. Proteste gegen den Kurs des neuen Bischofs kamen von Priestern und Laien, selbst in kirchentreuen Gemeinden kursierten Krenn-kritische Flugzettel ("Wir fürchten uns, wenn ein Bischof ausgrenzt, überwachen lässt …, mit Gesetz statt mit Herz entscheidet.“), und der St. Pöltner Dompfarrer klagte: "Von der Theologie des neuen Herrn Bischof trennen uns Welten.“

Mit Krenns Berufung sei "eine harmlos gläubige Diözese polarisiert und gespalten“ worden, kritisierte ein ÖVP-Lokalpolitiker. Der Präsident der "Katholischen Aktion“ glaubte allerdings fest daran, dass es sich hier um "das letzte Röcheln des kirchlichen Absolutismus“ handle, denn "die Katholiken sind nicht mehr die Schäflein, die auf Befehl blöken“.