profil vor 25 Jahren: Löschnak und Gendergerechtigkeit
Für „bosnische Flüchtlinge ohne Pass und ohne Geld ist Österreich kein Asylland mehr“, berichtete profil in der Ausgabe vom 4. Mai 1992 über die Folgen einer Weisung von SPÖ-Innenminister Franz Löschnak – und zog einen Vergleich zum Jahr 1956: Wäre der damalige Innenminister „auf diese Weise gegen ungarische Flüchtlinge vorgegangen, man hätte ihn innerhalb weniger Stunden aus dem Amt gejagt“.
Die Titelgeschichte hingegen ging der Frage nach, ob „Frauen die besseren Bosse“ sind. Trendforscher John Naisbitt etwa war überzeugt, dass im Management künftig „viel mehr Sensibilität“ erforderlich sein werde und Frauen „mit ihrem Wesen und ihrer Sozialisation“ darauf „besser vorbereitet“ seien als Männer. „Notfalls erhöhen wir den Anteil an Frauen in unserem Management“, erklärte der Personalchef eines Elektronikkonzerns. Das klang eher nach lästigem Kollateraleffekt als nach Gendergerechtigkeit. Theorie und Realität klafften bei diesem Thema ohnehin weit auseinander. Während „weibliche Tugenden“ als Rezept gegen starre Hierarchien im Büro propagiert wurden, pendelte die Zahl der Managerinnen in den Chefetagen stabil um die drei Prozent. „So zeichnen sich Frauen trotz der aktuellen Lobpreisung ihrer Führungsqualitäten in Spitzenpositionen vor allem durch eines aus: durch Seltenheit“, resümierte profil.