profil vor 25 Jahren: "Sieganwärter" Klestil
"Schafft es Klestil?", fragte profil in der Titelgeschichte vom 28. April 1992. Eine Frage, die zwei Tage zuvor niemand gestellt, geschweige denn mit "gut möglich" beantwortet hätte. Doch beim ersten Wahlgang um das Bundespräsidentenamt hatte ÖVP-Kandidat Thomas Klestil, den viele anfangs nur "als besseren Zählkandidaten" sahen, für eine Überraschung gesorgt: Nur 3,5 Prozentpunkte trennten ihn von dem als Favorit ins Rennen gegangenen SPÖ-Kandidaten Rudolf Streicher. profil analysierte, wie aus dem "unterschätzten Herausforderer" Klestil ein "Sieganwärter" für die Stichwahl geworden war, der "mit jeder Faser signalisiert", dass er erster Mann im Staat werden will.
Der künftige erste Mann an der Spitze von Volkswagen war wenige Tage zuvor gekürt worden: Noch-Audi-Chef Ferdinand Piëch. Der in Wien geborene 55-jährige "Supermanager" gelte als "Initiator revolutionärer technischer Entwicklungen" und beinhart kalkulierender "Durchgreifer", dem man zutrauen könne, den "extrem unter Ertragsschwäche leidenden" VW-Konzern, der "mit zu vielen Mitarbeitern zu wenig und gleichzeitig zu teure Autos baut", wieder auf Vordermann zu bringen, schrieb profil. In den Werkshallen von Volkswagen kursierte inzwischen die bange Frage, "ob uns der Piëch beim Pinkeln mit der Stoppuhr kontrolliert".