profil vor 25 Jahren: Vranitzkys Popularität
Der Kanzler sei "nicht der Staatsmann, der ein Schiff hochaktiv durch eine stürmische See führt", analysierte der Meinungsforscher Peter Ulram, "sondern der, der sagt:,Es gibt keinen Sturm.' Und plötzlich fürchtet sich niemand mehr." Die Rede war von SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky. In der Titelgeschichte vom 25. Oktober 1993 ging profil der Frage nach, "was diesen Mann so populär macht". Seit seinem Amtsantritt gaben bei Umfragen zwei von drei Österreichern an, sie würden ihm "ihre Stimme gegeben, könnten sie den Kanzler direkt wählen". Trotz schlechter Wirtschaftslage und unabhängig davon, wie viel Vranitzky "in Regierung und Partei auch schiefgeht", nehme "sein Bild in der Öffentlichkeit kaum Schaden", schrieb profil über den "Teflon-Kanzler". Den Begriff hatte ein US-Abgeordneter Mitte der 1980er-Jahre geprägt, als er meinte, an Ronald Reagan rinne jede Kritik ab "wie an einer gut beschichteten Kochpfanne".
Ums Kochen ging es auch in einem Bericht über die Krise der Gourmet-Tempel. Die Rezession lasse "die Gewinne der heimischen Superköche verbrutzeln", schrieb profil, denn die meisten Gäste würden "eine neue Bescheidenheit" pflegen, und die Spesenkonten "von Generaldirektoren und Börse-Yuppies" seien "schlanker" geworden. Einige Spitzenköche orientierten sich um, begannen an Wirtshauskonzepten zu feilen und mehr auf "Schinkenfleckerln und Blunzengröstl" als auf "Wachtelkeulchen" zu setzen. "Die Zeit der gefüllten Schnittlauchstangerln ist endgültig vorbei", resümierte Hauben-Koch Walter Eselböck.