profil vor 25 Jahren: Was tun mit Triebtätern?
Der Sexualmord an einem Zwölfjährigen in der Steiermark warf einmal mehr die Frage auf, wie die Justiz mit Rückfalltätern umgehen solle. Der Mörder hatte schon als Jugendlicher Kinder missbraucht, war verurteilt und nach Verbüßung der Strafe wieder entlassen worden, berichtete profil in der Titelgeschichte vom 30. Oktober 1993. Triebverbrechen würden Gerichte und Strafvollzug überfordern - und auch psychiatrische Gutachter, die die potenzielle Gefährlichkeit "menschlicher Zeitbomben" beurteilen müssten. "Die entsetzlichen Beispiele Entlassener, die aufs Neue Sexualdelikte begingen, sind Legion", schrieb profil. Als Folge würden sich "immer weniger Gutachter zu diesem persönlich gefährlichen Geschäft bereitfinden".
"Die Gefahr, dass die Stimmung kippt, wird immer größer", warnte Georg Hoffmann-Ostenhof im Leitartikel zum Thema EG-Beitritt Österreichs. Die Mahnung von Kanzler Franz Vranitzky, "die Debatte nicht aufgeregt, sondern nüchtern zu führen", gehe in die falsche Richtung, denn den Emotionen der EG-Gegner müsse mit Emotionen begegnet werden. In Zeiten der Rezession, so Hoffmann-Ostenhof, sei die Furcht vor Veränderungen ein wichtiger Faktor, und angesichts "weltgeschichtlicher Umbrüche flüchten die Menschen gern in die illusionäre Sicherheit enger Grenzen, überschaubarer Einheiten und gewohnter Identitäten". Daher müsse die Regierung "die Herausforderung annehmen" und ebenfalls "einen Teufel an die Wand malen": Für Österreich gehe es um die Entscheidung "Brüssel oder Balkan".