profil vor 25 Jahren: Wohnungsnot und "Absiedelungsterror"
Das "brutale Geschäft mit der Wohnungsnot“ war Thema der Titelgeschichte vom 23. März 1992. So manche Hausbesitzer und Immobiliengesellschaften versuchten durch "Absiedelungsterror“ und Sperren der Gas- und Wasserversorgung Altmieter mit günstigen Verträgen zu vertreiben, berichtete profil. Die rund 200.000 Wohnungssuchenden in Österreich würden "den freien Wohnungsmarkt als ungefähr so angenehm empfinden wie die Russen die Einführung der Marktwirtschaft: Es gibt genug Angebot, nur kann es sich der Durchschnittsverdiener nicht leisten.“
Vor allem in Wien gäbe es zwar jede Menge Luxusapartments, erschwingliche Wohnungen aber "so gut wie gar nicht“. Schuld daran sei nicht zuletzt eine Gesetzesnovelle aus dem Jahr 1986, die es Hausbesitzern erlaubte, mit Zentralheizung, Bad und WC ausgestattete Wohnungen "angemessen“ zu vermieten, was eine "faktische Freigabe der Mietzinse für diese Unterkünfte“ bedeutete. Der vom Gesetzgeber erwünschte Effekt - die Sanierung vieler Substandard-Wohnungen - trat zwar ein, gleichzeitig wurde aber "die größte Spekulationslawine der Zweiten Republik losgetreten“. "Die Preise für Kategorie-A-Wohnungen haben sich in den letzten sieben Jahren vervierfacht“, klagte Werner Faymann, damals Präsident der Mietervereinigung. Und profil resümierte, fast schon philosophisch, die Mietrechtsnovelle habe sich als "ein Teil jener Kraft erwiesen, die das Gute will und das Böse schafft“.