profil vor 25 Jahren: Woran die Österreicher glauben
Für die Titelgeschichte vom 21. Dezember 1992 ließ profil erheben, "woran die Österreicher glauben". Das Ergebnis: An ein "höheres Wesen" glaube die Mehrheit, "an die Lehren der Kirche nur eine Minderheit". Vor allem "kirchliche Moralanweisungen" halte die Bevölkerung für "entbehrlich". Laut Umfrage gebe es nur für drei "Dienstleistungen des kränkelnden Unternehmens Gott & Co rege Nachfrage": Taufe, Hochzeit, Begräbnis.
Der St. Pöltner Bischof Kurt Krenn meinte dazu im profil- Interview: "Umfragen oder Abstimmungen über den lieben Gott sind in der Sache nicht zulässig. Es ist auch sinnlos, eine Umfrage zu machen, ob zwei und zwei vier ist." Keine Umfrage, sondern ein Buch des Autors Reinhard Mohr hatte einer "übersehenen Generation" zu Aufmerksamkeit verholfen: den "78ern". Die heute 33-bis 39-Jährigen seien "Zaungäste" der Geschichte und "ewig Zweite":"Vor ihnen waren die 68er nach vorzeitigem Abbruch des revolutionären langen Marsches durch die bürgerlichen Institutionen glücklich in den Universitäten, Banken und Medien gestrandet. Hinter ihnen segelten die Zwanzigjährigen unter der Flagge ,Genuss ohne Reue' lautlos auf ihrem Erfolgsweg an den 78ern vorbei, knackten Computercodes und verteilten mit urbaner Eleganz die Visitenkarten ihrer Banken, Software-Firmen und PR-Agenturen." Die 78er-Generation sei eine Altersgruppe, "die Aufsässigkeit mit angezogener Handbremse" praktiziere, resümierte profil.