Protestbrief an Kogler: Sportverbände kämpfen gegen Glücksspielreform
Vizekanzler Werner Kogler ist in einer unangenehmen Doppelrolle. Als grüner Parteichef will er Glücksspielkonzerne strenger regulieren. Die Regierung denkt über ein Werbeverbot für Anbieter von Glücksspielen und Wetten nach, weil diese hohe Suchtgefahr mit sich bringen. Als Sportminister muss Kogler diese Vorhaben allerdings vor Fußballklubs und Eishockeyvereinen rechtfertigen, die vielfach die Logos der Glücksspielkonzerne auf ihren Trikots tragen und von Sponsorings aus der Branche "abhängig" sind.
Über diese Abhängigkeit schreiben die bet-at-home Ice Hockey League, die Tipico Fußball-Bundesliga, die bet-at-home Basketball Superliga sowie die höchsten Spielklassen im Volleyball und Handball in einem gemeinsamen Protestbrief an Kogler. Das Schreiben, das profil vorliegt, ist mit dem 16. April datiert. Darin sehen die Sportligen durch die geplante Novelle des Glücksspielgesetzes "negative Folgen auf den organisierten Sport in Österreich zukommen": "Sollten Werbebeschränkungen für Sportwetten umgesetzt werden, würde eine wesentliche Budgetsäule des österreichischen Breiten-und Spitzensports wegfallen. Sowohl der Profials auch der Breitensport sind (...) von Kooperationen aus diesem Bereich abhängig.
"Ja, die Sportverbände hätten "ihre Sorgen bei uns vorgebracht", bestätigte eine Sprecherin des Vizekanzlers. Ob die Interventionen berücksichtigt werden? Seit der Ibiza-Affäre will kein Politiker auch nur in die Nähe von Glücksspielkonzernen gerückt werden. Die vielfach verschuldeten Sportklubs und Ligen können es sich dagegen kaum leisten, bei Investoren nach moralischen Grundsätzen zu fragen. Gut für die Glücksspielkonzerne: Mit Sportlern haben sie unverdächtige und öffentlich angesehene Lobbyisten gefunden.
"Nachdem bei uns bet-at-home vor dem Liganamen steht, kann man sich vorstellen, woher wir von der geplanten Novelle erfahren haben", sagt Christian Feichtinger, Geschäftsführer der Eishockeyliga: "Für den Eishockeysport steht ein mittlerer siebenstelliger Betrag auf dem Spiel. "Das geplante IP-Blocking von konzessionslosen Online-Casinos bereitet Feichtinger große Sorgen. Denn viele legale Sportwettenanbieter-wie bet-at-home-betreiben auch Online-Casinos ohne österreichische Lizenz. Und lukrieren damit bis zu 60 Prozent ihres Umsatzes. Dabei hat nur win2day (eine Tochter der Casinos Austria) eine Online-Konzession. Alle anderen Anbieter operieren mit Lizenzen aus Malta oder Gibraltar und berufen sich auf die EU-Dienstleistungsfreiheit. Das Finanzministerium nennt sie: "illegal".
Würden die Online-Casinos nun blockiert, hätten die Sportwettenanbieter weniger Sponsoringgeld zur Verfügung, befürchtet Feichtinger. Die Fußball-Bundesliga wehrt sich vor allem gegen das Werbeverbot für Sportwetten. Elf der zwölf Ligavereine haben zumindest einen Sponsor aus der Branche. Zwar seien moderne rechtliche Rahmenbedingungen wichtig, sagt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer, allerdings: "Die Unterstützung für den Sport darf nicht darunter leiden." Besonders unentspannt ist, aus nachvollziehbaren Gründen, der SCR Cashpoint Altach. Allerdings wäre Altach nicht der erste Verein, der seinen Namenssponsor wegen einer Gesetzesänderung verlieren würde. Im Jahr 2004 musste sich der FK Austria Memphis Wien vom jahrelangen Partner trennen-einem Zigarettenproduzenten.
In der Printausgabe haben wir Christian Feichtinger fälschlicherweise als Präsident der Eishockeyliga bezeichnet. Richtig ist: Feichtinger ist der Geschäftsführer der Liga.