Deutschklassenerhalt: Proteste gegen Wiener Pflichtschulreform
Anfang Juni präsentierte die Wiener SPÖ-NEOS-Stadtregierung neue Pläne für die Pflichtschulen: Lehrerposten für Volks- und Mittelschulen werden ab dem nächsten Schuljahr neu berechnet. "Mehr Fairness und Transparenz" bei der Verteilung versprachen Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) und Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Das neue System helfe Standorten mit hohen Schülerzahlen in den Klassen. Hinzu komme ein "Mini-Chancen-Index", der Brennpunktschulen zusätzliche Stunden bringen soll.
Widerspruch kommt hingegen von Elternvertretern, Lehrern und Direktoren: Allein in Wien-Favoriten würden künftig 1400 Wochenstunden fehlen, heißt es in einem offenen Brief. Nach profil-Informationen sollen auch Deutschförderklassen von der Reform betroffen sein.
Zur Erinnerung: Seit 2018 muss jede Schule Sprachunterricht anbieten, wenn mindestens acht Kinder schlechte Deutschkenntnisse aufweisen. Schülerobergrenzen gibt es für die Klassen laut Bundesgesetz nicht. Wien (wo mehr als die Hälfte der förderbedürftigen Kinder wohnen) stellte bisher aber Mittel bereit, um ab dem 16. Kind eine weitere Klasse eröffnen zu können. Gruppenzahlen konnten damit möglichst klein gehalten werden. In der neuen Reform wird diese Obergrenze angehoben: Erst ab dem 21. Kind fließen künftig Gelder für eine zusätzliche Klasse.
"Die Teilungszahl wurde adaptiert, da sich zahlreiche Klassen gebildet haben, die nur minimalst über der gesetzlich vorgegebenen Eröffnungszahl von acht SchülerInnen lagen",teilt die Wiener Bildungsdirektion auf Anfrage mit. Weil die Mittel des Bundes begrenzt seien, seien "Mehrkosten aus dem Stundenkontingent sachlich nicht gerechtfertigt".