Parteiobmann Christian Höbart wurde beim niederösterreichischen Parteitag abgestraft.
Putsch & Punch

Putsch & Punch: Zoff in der FPÖ Niederösterreich

In der FPÖ Niederösterreich gibt es Zoff.

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Sprachen die Fäuste oder beließen es die Kontrahenten bei einem Wortgefecht? Gesichert ist nur so viel: Anfang Juli begossen die Nationalräte von ÖVP und FPÖ den Start der parlamentarischen Sommerpause beim Wiener Heurigen Feuerwehr-Wagner. Die koalitionäre Einigkeit wurde allerdings von zwei Streithähnen gestört, kam es doch zu späterer Stunde zu einer heftigen Auseinandersetzung zweier blauer Parteifreunde – das berichtete vergangene Woche die Gratiszeitung „Heute“.

Hitziger Parteitag

profil wurde nun zugetragen, wer da spätabends aneinandergeriet: Werner Herbert, FPÖ-Nationalrat aus dem niederösterreichischen Bezirk Bruck an der Leitha, fetzte sich mit dem freiheitlichen Parlamentsmitarbeiter Daniel Könczöl – er ist nebenbei auch geschäftsführender Parteiobmann der Blauen im Bezirk Mödling. Anlass für den Zwist waren die Verwerfungen, zu denen es ein paar Tage zuvor am Landesparteitag der FPÖ Niederösterreich gekommen war. Dort hatte Nationalrat Herbert überraschend gegen den geschäftsführenden NÖ-Parteiobmann Christian Höbart kandidiert. Könczöl gilt als Höbarts Protegé im Bezirk Mödling, seine Frau arbeitet als parlamentarische Mitarbeiterin für Höbart. Um die Schmach seines Fürsprechers zu rächen, stellte Könczöl beim Heurigen Herausforderer Herbert zur Rede. „Ich sage Ihnen, wie es war: Wir wurden nicht einmal annähernd handgreiflich. Das ist passiert nach einem Parteitag, der hitzig war. Aber wir haben das ausdiskutiert“, sagt Könczöl zu profil.

Hitzig trifft es gut: Die niederösterreichische Basis hatte der Parteiführung am Parteitag Ende Juni eine ordentliche Schlappe beschert. Von den 366 Delegierten stimmten nur 68 Prozent für Walter Rosenkranz als Parteichef. Der geschäftsführende Parteiobmann Christian Höbart scheiterte gar an der 50-Prozent-Hürde. Nach profil-Informationen wurde die Abwahl orchestriert: Neben Nationalrat Werner Herbert brachten sich bei der Versammlung auch der freiheitliche Klubobmann im NÖ Landtag, Martin Huber, und der Präsident des freiheitlichen Gemeindevertreterverbandes, Karl Wurzer, als Gegenkandidaten für die Funktion des stellvertretenden Parteiobmanns in Stellung – und zwar erst wenige Minuten vor der Abstimmung. Dass mit Wurzer und Huber zwei hochrangige Funktionäre die Parteiführung auf offener Bühne herausforderten, darf als Zeichen für einen schwelenden Machtkampf gedeutet werden. Herbert und Huber scheiterten zwar – doch Wurzer obsiegte bei der Wahl zum stellvertretenden Parteichef zu Ungunsten Höbarts.

Zusätzliche Baustelle

Der Besiegte zog vergangene Woche die Konsequenzen und legte seine geschäftsführende Obmannschaft zurück. Noch scheint der Konflikt nicht beigelegt, denn Karl Wurzer zündelt im Gespräch mit profil weiter: Höbarts Rücktritt sei nicht freiwillig erfolgt. „Er war bisher geschäftsführender Landesparteiobmann und hätte neuerlich bestellt werden müssen von der Landesparteileitung. Nachdem diese Bestellung nicht erfolgt ist, hat sich das auch erledigt.“ Zu seinen Motiven für den Putsch gegen Höbart wollte sich Wurzer nicht äußern. Er sagt nur: „Das war der Wunsch der Basis. Das Signal gilt es jetzt intern aufzuarbeiten.“

Der niederösterreichische Zwist hat jedenfalls eine bundespolitische Dimension: Neben dem Klubobmann im Parlament, Walter Rosenkranz, kommt auch der neue Generalsekretär Christian Hafenecker aus Niederösterreich. Ihre Homebase beschert ihnen nun eine zusätzliche Baustelle.

Jakob   Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.