Parteien

Neos-Dilemma: Regieren ist existenzgefährdend, Opposition auch

Sollen die Pinken regieren, und wenn ja, wie überleben sie es? Die Neos stehen vor einer Existenzfrage.

Drucken

Schriftgröße

Im Büro von Neos-Kommunikationschef Nikola Donig in der Parteizentrale am Wiener Heumarkt liegt ein Wälzer, den die Neos vor Jahren erhielten. Irgendwo gibt es ein weiteres Exemplar, wahrscheinlich im Parlament beim Klubdirektor. Der Sammelband wurde von der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE) herausgegeben und beschäftigt sich mit den Regierungsbeteiligungen liberaler Parteien in Europa, auch mit jener der britischen Liberal Democrats. Diese waren ab 2010 Juniorpartner in einer Koalition mit den konservativen Tories. Die Rache der Wähler war shocking. Bei der Wahl 2015 verloren die Lib-Dems fast 90 Prozent ihrer Parlamentssitze und flogen aus der Regierung. Der Untertitel des Sammelbandes muss für sie auch heute noch höhnisch klingen: „How to be successful in Coalition Government?“

Die Austro-Libs um Parteichefin Beate Meinl-Reisinger stehen dieser Tage vor der gleichen Herausforderung: Sollen die Neos mitregieren, und wenn ja, wie überleben sie es? Ist Erfolg überhaupt möglich? Wäre die Existenz in der Daueropposition nicht sicherer als in einer labilen Dreierkoalition?

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Sein journalistisches Motto: Mitwissen statt Herrschaftswissen.