Meine Familie hat in Österreich gelebt, ich bin nach Wien gekommen und habe mich sofort wohlgefühlt. Als der Krieg in Israel ausgebrochen ist, war das auf einmal nicht mehr so. Es gab Menschen, die den Anschlag der Hamas gefeiert haben. Sie haben israelische Flaggen heruntergerissen. In unseren Wohnvierteln in Wien sollten uns auf einmal Soldaten beschützen. Und das alles in Österreich, dachte ich mir. Einem Land, wo der Holocaust praktisch seinen Ursprung hat. Heute erlebe ich linke Parteien wie die KPÖ oder neu gegründete Parteien wie die Liste Gaza, die ein Ende eines antimuslimischen Rassismus fordern, aber nicht darüber sprechen, dass Jüdinnen und Juden nach Kriegsausbruch antisemitischen Angriffen ausgesetzt sind und manche sogar körperlich angegriffen werden. Der linke Antisemitismus ist nicht neu, aber ich denke, dass vor allem die Menschen in Österreich und Deutschland das Bild haben, Antisemitismus kann nur von rechts kommen. Mit den vielen Einwanderern, hauptsächlich aus dem arabischen Raum, hat sich diese Zuschreibung verschoben. Deswegen will ich die FPÖ wählen.
Ich kann mich noch an eine Buchwidmung erinnern, die Heinz-Christian Strache geschrieben haben soll. Viele Medien haben darüber geschrieben. Im Buch ‚Jüdische Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern‘ von Hans Jonak von Freyenwald, ein antisemitisches Hetzbuch. Strache soll in den 1990er-Jahren in einer handschriftlichen Widmung Juden als ‚Gegner‘ bezeichnet haben. Damals war er Bezirksrat in der Wiener FPÖ. Es mag sein, dass es in der FPÖ noch immer vereinzelt Personen gibt, die gegen Jüdinnen und Juden sind. Aber ich muss deswegen kein Problem mit der ganzen Partei haben. Während des ganzen letzten Jahres hatte die FPÖ eine Pro-Israel-Haltung.
Ich verstehe, wenn sich die Israelische Kultusgemeinde gegen die FPÖ stellt, aber ich glaube, dass der Antisemitismus von rechts länger in der Vergangenheit liegt und für Jüdinnen und Juden weniger gefährlich ist als der Antisemitismus von links. Hätte es den Krieg nie gegeben, würde ich mir über solche Dinge aber keine Gedanken machen. Dann hätte ich die NEOS gewählt. Sie bemühen sich, Einbürgerungen zu vereinfachen und Doppelstaatsbürgerschaften zuzulassen. Das Staatsbürgerschaftsgesetz ist viel zu streng. Es sollte nicht nur für die Nachkommen von NS-Opfern die Möglichkeit geben, mehrere Staatsbürgerschaften zu besitzen. Jeder sollte dieses Recht bekommen.“
Protokoll: Daniela Breščaković