Schlepperei: Das schmutzige Geschäft mit der Hoffnung und dem Tod
Irgendwann hat sich etwas Banges eingenistet. Im Kopf des Kriminalbeamten aus Eisenstadt spukten die toten Tamilen herum, die vor mehr als 20 Jahren auf einer Böschung der Südautobahn gelegen waren. Schlepper hatten sie dort abgelegt und dann das Weite gesucht. Wenn die Polizei im Burgenland wieder einmal einen Kastenwagen aufhielt, in den Schlepper zwischen 20 und 50 Flüchtlinge gepfercht hatten, und den Beamten Menschen entgegentaumelten, die nach Atem rangen und nach Wasser dursteten, fielen ihm die armen Tamilen ein. „Irgendwann gibt es wieder Tote“, dachte der Kriminalbeamte manchmal.
Einen Tag, bevor dieses Irgendwann eintrat, führte profil mit dem Polizisten aus Eisenstadt ein Hintergrundgespräch. Es ging um den Kampf gegen die Schlepperkriminalität, um kriminalistische Sisyphusarbeit, die getan werden muss, obwohl sie selten herzeigbare Erfolge zeitigt. Es ging um Gefühle beim Anblick von Kindern und schwangeren Frauen, die stundenlang mit Dutzenden anderen Menschen auf wenigen Quadratmetern eingesperrt waren, und um die „Löschtaste“, die er am Ende eines Dienstes drückt, um sich einen professionellen, distanzierten Blick zu bewahren.
Am Donnerstag vergangener Woche war Asfinag-Mitarbeitern zwischen Neusiedl und Parndorf ein Lkw mit der Aufschrift „Hyza“ aufgefallen. Der Rest der Geschichte beherrschte über Tage heimische und internationale Medien: Aus dem Laderaum rann Flüssigkeit, es stank nach Verwesung. Kurz flackerte die Hoffnung auf, hier könnte eine Fleischlieferung verdorben sein. Doch im Inneren waren 71 Flüchtlinge. Laut Ermittlern waren sie seit ein bis zwei Tagen tot. Die Schlepper, die sie im Kühl-Lkw in einer Pannenbucht der A4 zurückgelassen hatten, hatte die Polizei bald ausgeforscht.
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