SchülerInnen fordern Klarheit von Faßmann und Kurz
von Lena Leibetseder
Ab heute findet an den Schulen in Wien und Niederösterreich unter strengen Auflagen wieder Präsenzunterricht statt, die restlichen Bundesländern ziehen am 15. Februar nach. Mittels Eintrittstests und Schichtbetrieb soll eine möglichst geringe Ansteckungsgefahr gewährleistet werden. Indes üben mehrere Wiener SchülerInnen in einem offenen Brief an den Bildungsminister und den Bundeskanzler Kritik am Corona-Management an den Schulen.
Alexander Leithner ist Maturant am Piaristengymnasium und einer der SchülerInnen, die sich nun schon zum zweiten Mal in einem offenen Brief an die Regierenden gewandt haben. Er fühlt sich ignoriert. „Es wurde zwar immer auf die Maturantinnen und Maturanten geschaut, aber es wurde nie darüber diskutiert, was mit den anderen Klassen passiert. Von den Schülerinnen und Schülern, die nächstes oder übernächstes Jahr die Matura machen, kann man nicht erwarten, dass sie die Prüfungen in voller Härte schreiben sollen. Sie waren um einige Zeit länger im Distance Learning als die Abschlussklassen des vergangenen Jahres - das wird nicht funktionieren. Es wurde ihnen viel Zeit in der Schule genommen, deswegen sollte auch der Stoff gekürzt werden,“ sagt er im Gespräch im profil.
Die frühere Ombudsfrau im Bildungsministerium, Susanne Wiesinger, hatte aufgrund der großen Versäumnisse in der vorletzten profil-Ausgabe für eine breitflächige Wiederholung des Schuljahres an manchen Schulen plädiert – für Leithner wäre das keine Lösung für Oberstufen. „Da hängt auch einfach zu viel dran: Seien es die Anmeldefristen für Universitäten, oder der Zivil- und Grundwehrdienst, für den viele von uns schon Zusagen haben. Durch eine kollektive Wiederholung würde das alles über den Haufen geworfen werden und wir würden vor einer noch größeren Unsicherheit stehen.“
Die SchülerInnen setzen sich also für bundesweit einheitliche Kürzungen des Maturastoffes der nächsten Jahrgänge ein. Im Brief wünschen Sie sich dazu „konkrete Informationen“ seitens des Bildungsministers und des Bundeskanzlers: „Nur mit konkreten Vorgaben und zugesicherten Daten lässt sich auf einen geordneten Ablauf des Schulalltags hinarbeiten. Ohne konkrete Zu- oder Absagen werden die Gräben zwischen uns, der Schüler*innenschaft, und Ihnen, den Regierenden, nur noch größer werden und die Bereitschaft, die von Ihnen verordneten Vorgaben, mitunter nicht nur die Schule betreffend, mitzutragen, noch weiter sinken,“ heißt es im Brief.
Der Abgabetermin für die Vorwissenschaftliche Arbeit wurde zuletzt um zwei Wochen nach hinten verschoben, auch die schriftlichen Prüfungstermine finden später statt. Ob eine mündliche Matura abgehalten wird, ist derzeit noch nicht ganz klar, vorerst ist sie aber geplant. Auch diese Unklarheiten werden im Brief kritisiert: „Ein Leben auf Basis von ‚vielleicht‘ oder losen Vermutungen der Entscheidungsträger*innen ist weder planbar noch eine schöne Zukunftsaussicht.“
Bildungsminister Faßmann sagte dazu in einem Interview im aktuellen profil: „Ich habe vollstes Verständnis für die Stresssituation der Maturanten. Deswegen haben wir eine Humanisierung der Matura umgesetzt, durch die Einrechnung der Note in der achten Klasse, eine veränderte Gewichtung der erbrachten Leistungen, insbesondere in Mathematik, und eine Reduktion des Prüfungsstoffes. Das erhöht die Sicherheit, mit der man in die Matura geht.“
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