Schüssel und die Pflegerin
Elf Jahre sind eine lange Zeit, da kann man schon einmal etwas durcheinanderbringen. Aber gilt das auch für wichtige Details der eigenen Familiengeschichte, über die seinerzeit das ganze Land diskutierte? Vor ein paar Tagen bekam profil Post von der Anwaltskanzlei des ehemaligen ÖVP-Kanzlers Wolfgang Schüssel. Das Begehr: eine Gegendarstellung. Der Hintergrund: In einem profil-Interview hatte Politikberater Thomas Hofer die Wahlkampagne der SPÖ im Jahr 2006 gelobt und dabei die Aufdeckung einer illegalen Pflegerin von Wolfgang Schüssels Schwiegermutter erwähnt (36/2017). "Das war hart, aber nicht dreckig. Heute stellt es die ÖVP so dar, als wäre die Pflegerin reine Erfindung gewesen, aber das stimmt nicht."
Diese Behauptung sei unrichtig, schrieb nun der Anwalt. "Bei der 'illegalen Pflegerin' der Schwiegermutter von Herrn Dr. Wolfgang Schüssel handelt es sich (…) um eine reine Erfindung." Dem Wunsch nach einer Gegendarstellung wird profil nicht nachkommen. Die Pflegerin existierte nämlich sehr wohl. Schüssel selbst war nach seinen damaligen Angaben zwar nicht in deren Engagement eingebunden. Der Kanzler verteidigte im ORF-Sommergespräch 2006 aber seine Frau und seine Schwägerin: "Ich hätte es auch nicht anders gemacht, hätte ich es zu organisieren gehabt." Eine "reine Erfindung" (um im Anwaltsjargon zu bleiben) gab es damals allerdings tatsächlich: Jene "Frau Maria", die sich in einem Interview als die ehemalige Pflegerin der Kanzler-Schwiegermutter ausgab, hatte ihre Story komplett erfunden - und musste dafür 1300 Euro Strafe bezahlen.