Schule: Fast 40 Prozent vom Islam-Unterricht abgemeldet
Diese Woche sorgte eine Statistik für Diskussionen, die manche überraschte: 35 Prozent der Wiener Volksschüler sind Muslime. Der Anteil der katholischen Schülerinnen und Schüler im Vergleich: 21 Prozent. Ohne Bekenntnis sind 26 Prozent. Das hat auch Auswirkungen auf den Islam-Unterricht. Die Zahl der Islam-Lehrerinnen und -Lehrer hat sich laut Islamischer Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) seit 2007 auf 700 verdoppelt. Warum der Bedarf - etwa durch den starken Familiennachzug aus Syrien - nicht noch stärker stieg, hat mit der hohen Zahl an Abmeldungen zu tun.
In Wien sind 37,8 Prozent der insgesamt 42.400 muslimischen Pflichtschüler im laufenden Schuljahr abgemeldet. Das geht aus einer Anfragebeantwortung des Wiener Bildungsstadtrates Christoph Wiederkehr (NEOS) an die ÖVP hervor. Zum Vergleich: 21 Prozent der 20.400 katholischen Pflichtschüler, 44 Prozent der 2000 evangelischen und ganze 68 Prozent der 16.300 orthodoxen Schülerinnen und Schüler sind abgemeldet. All diese Kinder und Jugendlichen haben noch eine Religion. Jene ohne Bekenntnis sind in dieser Statistik nicht miterfasst.
Moschee-Unterricht in eigener Sprache
Die Gründe der Abmeldungen sind nicht erfasst. Die Islamische Glaubensgemeinschaft weiß aus Erfahrung, dass sich manche Eltern und Schüler den Religionsunterricht ersparen wollen, wenn er ungünstig fällt. Zum Beispiel, wenn nur Nachmittagsstunden an anderen Schulstandorten in Frage kommen. Das gilt wohl auch für die anderen Konfessionen mit hohen Abmeldungen. Beim Islam geht der Professor für islamische Religionspädagogik, Ednan Aslan, von einer Abmeldequote über 40 Prozent in anderen Bundesländern aus, da die Verfügbarkeit außerhalb Wiens oft geringer sei. Aslan nennt weitere Gründe für das Fernbleiben: Ein Teil der muslimischen Eltern würde den Unterricht in der eigenen Moschee und Herkunftssprache bevorzugen. Es gebe auch einzelne Moscheevereine, die den schulischen Religionsunterricht durch die Glaubensgemeinschaft IGGiÖ ablehnen würden.
Bildungs- und Integrationsstadtrat Wiederkehr sieht sich wegen der hohen Zahl an Abmeldungen in seiner Forderung bestätigt, ein verpflichtendes Fach „Demokratie“ für alle Schülerinnen- und Schüler einzuführen - zusätzlich zum freiwilligen Religionsunterricht.