Schwertner: "Wahlkampfthema am Köcheln halten"

Innenminister Herbert Kickl von der FPÖ bereitet eine Bundesagentur für die Betreuung von Flüchtlingen vor. Gemeinnützige NGOs wie die Caritas, könnten aus dem Asylwesen gedrängt werden. Geschäftsführer Klaus Schwertner über die Folgen für die Caritas.

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profil: Wie viele Mitarbeiter arbeiten im Bereich Asyl? Klaus Schwertner: Nur bei der Caritas Wien sind es aktuell 468.

profil: Wie viele Quartiere betreibt die Caritas mit Steuergeldern und Spenden? Schwertner: Auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien sind es 21.

profil: Fürchten Sie um diese Jobs, wenn Kickl NGOs aus dem Asylwesen drängt? Schwertner: Schauen wir mal. Zentral ist, dass die menschenrechtlichen Standards erfüllt sind. Ich habe den Eindruck, dass man derzeit viele Schlagzeilen produziert, um das Wahlkampf-Thema Flüchtlinge am Köcheln zu halten. Die Asylanträge gehen ja stark zurück.

profil: Was spricht gegen die Unterbringung von Asylwerbern in Großquartieren? Schwertner: Die Länge der Verfahren. Ich kenne Asylwerber, die nach 1,5 Jahren ihr erstes Interview hatten. Kleinere Einheiten stoßen auch auf stärkere Akzeptanz in der Bevölkerung.

profil: Wenn das Verfahren negativ ausgeht und Asylwerber außerhalb der Wartezonen integriert sind, werden sie aus ihrer Umgebung gerissen. Schwertner: Mehr als 50 Prozent der Verfahren gehen positiv aus. Integration ab dem ersten Tag ist immer besser.

profil: Die Regierung will eine "objektive" Rechtsberatung -es schwingt der Vorwurf mit, Caritas und Co. würden einseitig beraten. Schwertner: Die Bescheide sind teilweise so willkürlich, dass ich eine von Regierungsbehörden unabhängige Rechtsberatung für extrem wichtig halte. Die Richter vom Bundesverwaltungsgericht geben den Beschwerden in sehr vielen Fällen statt.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.