Österreichs jüngster Bürgermeister Severin Mair am Eferdinger Stadtplatz.

Politik am Frühstückstisch

Severin Mair wurde am 18. Oktober mit rund 70% der Stimmen im oberösterreichischen Eferding zu Österreichs jüngstem Bürgermeister gewählt. Er trat für die ÖVP an - und ließ dabei auch seinen Vater, der für die Grünen ins Rennen ging hinter sich.

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profil hat mit dem 22-Jährigen über das Fortgehen in der 4000-Einwohner-Stadt Eferding, die Abnabelung vom Vater und die Kunst ernst genommen zu werden gesprochen.

profil: Sie sind Österreichs jüngster Bürgermeister, was unterscheidet Sie von älteren Kollegen? Severin Mair: Ich habe einen besseren Zugang zu den jungen Menschen und teile auch manche ihrer Anliegen. Auch mit Social Media und dem Auftritt im Internet kann ich besser umgehen.

profil: Welche Anliegen teilen Sie mit der Eferdinger Jugend? Mair: Eines der konkreten Anliegen der Eferdinger Jugend sind mehr öffentlich zugängliche Freizeitflächen. Außerdem ist die Situation bezüglich der Orte an denen man sich abends mit Gleichgesinnten treffen und austauschen kann schwierig. In Eferding gibt es nicht ausreichend Lokale, daher pendeln viele Menschen nach Linz oder in andere nahe gelegene Diskotheken.

profil: Wie werden Sie dieses Problem lösen und Eferding für die Jugend attraktiver machen? Mair: Vor einigen Jahren gab es Beschwerden seitens der Anrainer wegen der Lärmbelästigung am Abend. Damals wurden dann die Sperrstunden gekürzt, somit die Lokale vertrieben. Jetzt muss man neue sinnvolle Möglichkeiten schaffen mit denen alle Beteiligten zufrieden sind. Das ist auch für die Zukunft sehr wichtig: Ausreichend Freizeitmöglichkeiten am Wohnort sind für alle Altersschichten ein entscheidender Faktor, ob man in Eferding wohnhaft bleibt oder doch in eine größere Stadt zieht, die mehr zu bieten hat.

profil: Wo verbringen Sie Ihre Freizeit? Mair: Ich mache viel Sport, besonders gerne gehe ich laufen. Sonst treffe ich mich mit Freunden und gehe am Wochenende öfters fort. Aber ich halte mich hauptsächlich in Eferding auf.

profil: Sind Sie deshalb wieder zurück ins Elternwohnhaus gezogen? Mair: Ich habe mich in Eferding in der Jungen ÖVP, später auch in der ÖVP engagiert und musste während der Woche sehr oft pendeln. Das hat sich nicht mehr ausgezahlt. Außerdem ist Linz von Eferding mit den öffentlichen Verkehrsmitteln binnen ca. einer Stunde zu erreichen.

profil: Wie kam es zur politischen Abnabelung von ihrem Vater? Mair: Ich habe einfach meine eigene Meinung entwickelt, und mir selbst Gedanken gemacht. Er versteht, dass ich ein selbstdenkender politischer Mensch bin, der eine eigene Meinung hat. Wir respektieren einander, auch wenn wir manchmal unterschiedlicher Meinung sind. Das gehört einfach dazu.

profil: Werden am Frühstückstisch auch politische Themen besprochen? Mair: Teilweise schon. Aber es ist nicht so, dass von früh bis spät nur über Politik gesprochen wird. Natürlich gibt es manchmal hitzigere Diskussionen mit meinem Vater, aber stets in respektvollem Rahmen. Jeder hat seine Meinung. Das ist gelebte Demokratie.

profil: Werden Sie Ihr Studium der Rechtswissenschaften neben dem Amt des Bürgermeisters fortführen können? Mair: Ich möchte unbedingt weiterstudieren, auch wenn das jetzt schwieriger wird. Das ist auch eine gute Ergänzung, weil ich in manchen Bereichen wechselseitig meine Erfahrungen einbringen und mein Wissen vertiefen kann.

profil: Was sind Ihre weiteren Karriereziele? Mair: Vorerst werde ich mich voll und ganz auf das Amt des Bürgermeisters konzentrieren und mein Studium weiterführen. Langfristige Planung habe ich noch keine, weil mein Schwerpunkt auf den aktuellen Dingen liegt.

profil: Was verbindet Sie mit Außenminister Sebastian Kurz, den Sie als Ihr Vorbild nennen? Mair: Er ist auch sehr jung in die Politik eingestiegen, geht vieles pragmatisch an, betreibt Sachpolitik und stellt seine Ideologie nicht in den Vordergrund. Das schätze ich sehr. Natürlich ist das auf Kommunalebene einfacher als in der Weltpolitik, aber wie er möchte ich mit allen Parteien konstruktiv zusammenarbeiten.

profil: Wie haben Sie das Vertrauen der Wähler gewonnen? Mair: Im Wahlkampf hatte ich das Ziel mit möglichst vielen Menschen in Kontakt zu treten, sie kennenzulernen und persönliche Gespräche zu führen. Von Anfang Juli bis Mitte September habe ich über 2000 Haushalte besucht um den Menschen zu vermitteln, dass ich ein offenes Ohr für sie habe. Im Gespräch konnte ich auch die Skepsis und Angst vor der Jugend nehmen und beweisen, dass mich das Amt des Bürgermeisters wirklich interessiert und nicht nur eine Idee aus Jux und Tollerei ist.