Shutdown light: Welche Maßnahmen halfen wirklich?
Die Corona-Maßnahmen dürften 3,1 Millionen Menschen in Europa vor dem Tod bewahrt haben, wie die neuesten Modellrechnungen des Imperial College London zeigten. Aber welche Schritte zur Kontaktminimierung waren effektiv, welche hätte man sich möglicherweise sparen können? Die Antworten darauf überraschten selbst die Wissenschafter der Uni Oxford, die nun die bisher umfassendste Studie zu diesem Thema vorlegten. Sie klopften Maßnahmen in 41 Ländern auf ihre Wirksamkeit ab, vom Verbot von Großveranstaltungen bis zur Ausgangssperre. Fazit: Schulschließungen spielten die größte Rolle bei der Eindämmung von Covid-19. Sie senkten die Reproduktionszahl im Durchschnitt um 50 Prozent -und zwar unabhängig von der Reihenfolge oder Kombination mit anderen Maßnahmen. Die Reproduktionszahl R gibt an, wie viele Personen ein Infizierter ansteckt. Der Grund könnte die große Bedeutung von Virusträgern ohne Symptome sein. Kinder verbreiten den Erreger ähnlich stark wie Erwachsene, sie erkranken aber nur sehr selten.
Ebenfalls wirksam waren Geschäftsschließungen, vor allem jene mit intensivem Kundenkontakt. Hatten Bars, Restaurants und Fitnessstudios zu, verringerte das die Virusverbreitung um 26 Prozent; waren hingegen alle Geschäfte, Büros und Betriebe geschlossen, stieg der Effekt nicht wesentlich. Es könnte künftig also reichen, die Gastronomie herunterzufahren, anstatt alle Geschäfte zu schließen, resümieren die Autoren um den Computerwissenschafter Jan Brauner. Versammlungsverbote für mehr als zehn Personen erwiesen sich ebenfalls als sehr wirksam - Ausgangssperren allerdings nicht. Auf Letztere könnte man verzichten, zumal sie zu den für die Menschen am meisten belastenden Maßnahmen zählen. Weitere Studien seien aber nötig, um dies zu untermauern.