Sicherheit

Sky Shield, die NATO und wir: Zahlt sich der Raketenschutzschirm aus?

Ausgerechnet das Land, das lange die Neutralität als Schutzschild vor sich trug, will Milliarden in die Luftraumsicherung investieren. Österreich tritt „Sky Shield" bei. Nur die FPÖ hält es für ein NATO-Projekt.

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Regierungsmitglieder schalten ihr Handy ohnehin nur selten ab, als Verteidigungsministerin kann die ständige Erreichbarkeit aber überlebenswichtig sein. Würde eine fremde, bewaffnete Drohne die Sicherheit des Landes bedrohen, müsste Klaudia Tanner, ÖVP, den Eurofighter-Piloten einen finalen Befehl geben: Abschießen, und zwar mit ihren sogenannten Luft-Luft-Raketen (sie werden von der Luft aus abgefeuert, um in der Luft zu treffen) namens IRIS-T.

Wenn Militärs dieses Worst-Case-Szenario durchspielen, und das ist Teil ihres Jobs, wird sie allerdings ein Schaudern erfüllen. Die Sache hat nämlich gleich mehrere Haken. Der fremde Flugkörper sollte sich durch die bewaffneten Eurofighter vernichten lassen. Die Piloten und ihre Abfangjäger müssten bereitstehen – nachts ist das derzeit nicht der Fall. Ansonsten könnte das Heer nur, mit etwas Vorwarnung und geringer Entfernung, Raketen oder Kanonen vom Boden aus einsetzen.

Es steht zu befürchten, dass ein Aggressor nicht so viel Rücksicht auf Dienstpläne und Reichweiten nimmt. Würde Österreich attackiert werden oder ein Flugkörper unabsichtlich in den Luftraum eindringen, wäre das Land so gut wie ungeschützt. Die Bundesregierung will das ändern, aber nicht allein. Ausgerechnet die Republik, die lange ihre Neutralität als vermeintliches Schutzschild vor sich trug, nimmt eine Einladung Deutschlands an: Insgesamt 19 europäische Staaten, die meisten Teil der NATO, wollen den gemeinsamen Raketenabwehrschirm „Sky Shield“ aufbauen. Allein für Österreich ist das ein milliardenschweres und jahrelanges Projekt. Zahlt sich das aus?

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.