SPÖ-Befragung: Warum Andreas Babler auf Social Media dominiert
Er kartelt mit Pensionist:innen, posiert für Selfies, zoomt mit Unterstützer:innen und winkt in Mengen: Andreas Babler ist auf seiner „Basistour“ durch ganz Österreich unterwegs. Und das nicht nur vor Ort in Ybbs, Gmünd oder Wels, sondern auch auf Social Media. Dort gibt sich der Traiskirchner Bürgermeister, der aktuell mit Hans Peter Doskozil und Pamela Rendi-Wagner um den SPÖ-Bundesparteivorsitz wirbt, betont volksnah und prononciert links - und trifft damit offenbar einen Nerv.
„Es ist auffallend, wie stark Andreas Babler in den letzten Wochen in den sozialen Medien mobilisieren konnte. Sein Content interessiert die Menschen mit Abstand am meisten, das sehen wir einerseits an den massiv hohen Interaktionszahlen, aber auch an seiner Reichweite,“ erklärt der Geschäftsführer der Social Media-Marktforschungsagentur BuzzValue, Markus Zimmer.
„Babler ist auch am aktivsten und postet mehr als die anderen beiden Kandidaten. Das ist natürlich auch logisch, weil er der breiteren Öffentlichkeit am wenigsten bekannt war – aber er ist einfach am präsentesten. Authentizität ist hier ein wichtiger Faktor: Babler postet viele Videos von seinen Reden, und davon, wie er mit Leuten interagiert. Damit will er den Leuten vermitteln, dass er einer von ihnen ist,“ so Zimmer.
Und das, obwohl Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil klare Startvorteile gegenüber Babler hatten: Beide haben ihre Kanäle als Bundesvorsitzende und als Landeshauptmann über Jahre aufgebaut; vor allem Pamela Rendi-Wagner hat weitaus mehr Follower auf den einzelnen Kanälen.
Rendi-Wagner ist zudem als aktuelle Parteivorsitzende sehr präsent auf den Accounts der Bundes-SPÖ. Das unter Parteifreunden für Kritik, weil sie der Meinung sind, dass sich die offiziellen Verlautbarungskanäle der Bundespartei im Vorsitz-Rennen neutral verhalten sollten. Doch der Bonus aus der Löwelstraße für Rendi-Wagner macht laut Experten Zimmer keinen relevanten Unterschied: „Die Zahlen der Bundes-SPÖ-Kanäle sind nicht beeindruckend. Wenn wir die Interaktionszahlen des SPÖ-Accounts zu jenen von Rendi-Wagner addieren, dann liegen wir insgesamt bei gut 130.000 Interaktionen; und damit immer noch weit hinter Andreas Babler, der nur mit seinen eigenen Accounts aktiv ist.“
Doskozil gibt am meisten Geld für Social Media aus
Vor Beginn der Mitgliederbefragung hieß es aus der burgenländischen Landespartei, dass 5.000 Euro als persönliche Wahlkampf-Obergrenze für Doskozils SPÖ-internen Wahlkampf budgetiert seien. Bis jetzt hat der Landeshauptmann dieses Kontigent noch nicht zur Gänze ausgereizt: Die Seite „Hans Peter Doskozil“ wurde eigens aufgesetzt, um den parteiinternen Wahlkampf von der Landeshauptmann-Funktion (die mit der Seite „Landeshauptmann Doskozil“ bedient wird) zu trennen. In den letzten 90 Tagen wurden 1.737 Euro für Werbung ausgegeben. Andreas Babler hat im gleichen Zeitraum 1.544 Euro in Werbung investiert, Pamela Rendi-Wagner lediglich 981 Euro. Die Beträge sind vergleichsweise mickrig. Selbst Karl Nehammer und Herbert Kickl haben im Vergleichszeitraum fünfstellige Beträge in Facebook-Werbung investiert, obwohl sie nicht im internen Wettstreit stehen.
Die erfolgreichsten Facebook-Postings: Ostersonntag und FPÖ
Die SPÖ-Vorsitzkandidaten bewerben bevorzugt Einladungen zu Events, die direkt an die relevanten Zielgruppen - also beispielsweise die Bewohner:innen einer Stadt - gespielt werden. Andreas Babler hat auch in inhaltliche Postings investiert: Ein Shareable, in dem er ankündigt, seine „Basistour“ im August fortzusetzen, ist sein erfolgreichster Facebook-Beitrag des letzten Monats - gemessen an der Zahl der Interaktionen.
Die amtierende Parteivorsitzende Rendi-Wagner versucht im Netz zu reüssieren, indem sie eine Koalition mit der FPÖ kategorisch ausschließt. Das gelingt ihr auch: Rendi-Wagners erfolgreichstes Facebook-Posting der letzten 30 Tage ist ein Videoausschnitt ihrer Rede vom ersten Mai. Darin sagt die Parteichefin: "Ich bin überzeugt, dass wir uns der Ideologie dieser FPÖ mit aller Kraft entgegenstellen müssen." Über 3000 Mal interagierten User auf Facebook mit dem Post. Mit ihrer Position ist Rendi-Wagner voll auf der Linie der mächtigsten roten Landespartei: Die SPÖ Wien pflegt seit Jahrzehnten eine scharfe Abgrenzung zu den Freiheitlichen. Und nutzte diese Positionierung in Wahlkämpfen auch immer wieder zur Mobilisierung.
Weitaus unpolitischer fällt im Gegensatz dazu das beliebteste Facebook-Posting des burgenländischen Landeshauptmanns aus: Er wünscht darin - zusammen mit seiner Frau - einen frohen Ostersonntag mit „allem, was zu einem gelungenen Osterfest dazugehört.“
Babler gewinnt das Reichweiten-Ranking
„Auf Social Media gibt ganz klar Andreas Babler den Ton vor“, resümiert der Experte. Reichweiten-Analysen können Trends zeigen und verdeutlichen, mit welchen Botschaften und Positionen die Kandidaten bei ihren Fans punkten. Als Prognose für das Wahlergebnis taugen die Zahlen aber kaum. Schließlich ist nicht jeder Follower auf Social Media gleich ein SPÖ-Mitglied.
Ein Ergebnis der SPÖ-Befragung wird in zwei Wochen feststehen.