Wiener Wahlkampf: SPÖ-Lapsus bei Plakat mit Bürgermeister Ludwig
Am 27. April wählt Wien einen neuen Gemeinderat. Seit einer Woche stören – wie in Wahlkämpfen üblich – tausende Plakatständer das Stadtbild. Die FPÖ wirbt vorhersehbar mit Sicherheits-, Asyl- und Migrationskritik; die Grünen mit Klimaschutz und dem Slogan „Wien, nur Mut“; die ÖVP unter anderem mit Wien-Liebe („Wer Wien wirklich liebt, wählt ÖVP“); und die SPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten, Bürgermeister Michael Ludwig, und dem Slogan: „Es geht um Wien.“ Auf einem Plakat ist Ludwig mit zwei Schach spielenden Wienern zu sehen, offenbar Vater und Tochter. Dazu das rote Versprechen: „Wir schaffen Wohnraum für Generationen.“
Unglücklicherweise ist der SPÖ und ihrer Werbeagentur ein kleiner Fehler unterlaufen, der darauf schließen lässt, dass bei der Gestaltung des Sujets keine Schachspieler zugegen waren. Denn schon ein kurzer Blick auf das Schachbrett (siehe Foto oben) zeigt: Die Stellung ist so unmöglich. Das Mädchen im roten Pullover spielt mit den weißen Steinen, ist am Zug und bewegt den Springer. Allerdings: Ein weißer Bauer steht bereits auf d7 und gibt damit dem schwarzen König auf e8 Schach. Bedeutet: Der Gegner des Mädchens, der mutmaßliche Vater, hätte zuvor den schwarzen König aus dem Schach ziehen oder den weißen Bauern mit der schwarzen Dame schlagen müssen. Doch offensichtlich übersah der Vater das (eigentlich unübersehbare) Schach und wählte einen anderen Zug. Auch die Tochter registrierte das Schach durch ihren weißen Bauern nicht.
Was tun? Nach herkömmlichen Regeln müssten die irregulären Züge zurückgenommen werden, sobald das übersehene Schach bemerkt wird. Bei manchen Spielvarianten hätte der Vater verloren, sofern die Tochter den ungültigen Zug von Papa reklamiert. Allerdings scheinen weder Plakat-Vater noch Plakat-Tochter die Schachregeln so richtig zu beherrschen – und auch dem Wiener Bürgermeister dürfte das Schachspiel weniger vertraut sein. Zu Ludwigs Verteidigung könnte man festhalten, dass sein Blick nicht auf das Brett gerichtet ist.
Der Schwesterpartei SPD passierte einst ein ähnliches Malheur. Im Jahr 2011 veröffentlichten der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt und der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück ein gemeinsames Buch mit dem Titel „Zug um Zug“. Auf dem Cover waren die zwei SPD-Politiker beim Schachspiel abgebildet. Der Fehler: Das Brett war fälschlich um 90 Grad gedreht, sodass auf der Position a1 regelwidrig ein weißes und nicht ein schwarzes Feld war.