SPÖ-Mitglieder stimmen ab heute über künftige Führung ab
Die rund 148.000 SPÖ-Mitglieder können seit heute über ihre künftige Parteiführung abstimmen. Bis 10. Mai dürfen sie kundtun, ob sie an ihrer Spitze Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner, den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil oder den Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler sehen wollen. Auf der Homepage der Partei konnten die drei Bewerber noch einmal die Werbetrommel rühren.
Rendi-Wagner nutzt ihren Bonus als amtierende Chefin durchaus aus. Macht man die Homepage der Partei (https://www.spoe.at/) auf, kommt einem sofort ein bildfüllendes Foto der lächelnden Vorsitzenden entgegen, versehen mit dem Text: "Das Österreich, das wir wollen, ist ein Land, das seine Menschen stärkt und schützt."
Weiter unten geht es dann zur Mitgliederbefragung, wo man mit etwas Geschick jene Stelle findet, an der sich die drei Bewerber mit einem Lebenslauf und einem kurzen Begleittext vorstellen. Rendi-Wagner schildert dort ihre Herkunft (Gemeindebau, alleinerziehende Mutter), betont Solidarität als wichtige Säule sozialdemokratischer Politik, zitiert Kreisky (Leistung, Aufstieg, Sicherheit) und meint zur Situation der Partei: "Stürme kommen, Stürme gehen."
Doskozil wiederum macht eine Leistungsbilanz seiner Tätigkeit als Landeshauptmann von Mindestlohn über leistbares Wohnen bis Gratiskindergarten und meint, diese Themen müssten "endlich" auch im Bund angegangen werden - "immer auf der Seite jener, die es sich nicht so gut richten können". Versprochen wird von ihm, sich mit ganzer Kraft für eine geeinte Sozialdemokratie einsetzen, die die Mitglieder auch in Zukunft einbeziehe, Wahlen gewinne und ihre Ziele konsequent umsetze.
Babler will der Partei "Kraft, Stolz und Würde" zurückgeben. Er erinnert daran, aus einer "Semperit-Familie" zu stammen und selbst Arbeiter gewesen zu sein. Auch er vergisst nicht auf eigene Wahlerfolge hinzuweisen und betont, diese mit "klaren Linien, klarer Sprache, Mut und politischer Verlässlichkeit" erreicht zu haben.
Der Ausgang des Dreikampfs gilt als offen, auch wenn Rendi-Wagner und Doskozil in der Partei etwas bessere Chancen eingeräumt werden. Die Bewerber repräsentieren die unterschiedlichen Flügel in der SPÖ. Doskozil ist vor allem in der Zuwanderungspolitik rechts angesiedelt, Babler nicht nur dort weit links und Rendi-Wagner pragmatisch in der Mitte.
Spekuliert wird, dass vor allem viele ältere Parteimitglieder, von denen es in der SPÖ nicht gerade wenige gibt, zu Rendi-Wagner tendieren dürften. Der Erfolg der Amtsinhaberin könnte damit davon abhängen, wie viele von ihnen an der Abstimmung teilnehmen. Doskozil wiederum gilt als Kandidat der Bürgermeister, bei denen abzuwarten ist, inwieweit diese als Multiplikatoren an der Basis dienen können. Bablers Anhänger wiederum dürften die motiviertesten sein. Auch ein großer Teil derjenigen, die für die Befragung in die Partei eingetreten sind, sollte in seinem Lager sein.
Abgestimmt werden kann sowohl postalisch als auch online. Dabei gibt es elektronisch zudem die Option kundzutun, dass man keinen der angebotenen Kandidaten an der Parteispitze sehen will. Stimmen Mitglieder doppelt ab, wird das elektronische Votum aussortiert.
Ein Ergebnis soll frühestens am 22. Mai vorliegen. Doch selbst dann muss noch nicht klar sein, wer in Zukunft an der Spitze der Partei steht. Denn die letztgültige Entscheidung fällt erst bei einem Parteitag am 3. Juni in Linz. Während Rendi-Wagner und Doskozil angekündigt haben, den Entscheid der Mitglieder jedenfalls zu akzeptieren, will Babler dort kandidieren, sollte keiner der drei Bewerber bei der Basis-Befragung eine absolute Mehrheit erhalten haben.