Staatssekretärin Sonja Steßl: Höchste Zeit
Interview: Eva Linsinger
profil: Frau Staatssekretärin, Sie verhandeln derzeit das Budget mit. Wie schwierig ist diesmal die Erstellung des Haushaltes?
Sonja Steßl: Es sind sehr harte Verhandlungen, weil wir eine straffe Budgetplanung machen müssen und der Hypo-Brocken das Ganze noch schwieriger macht.
profil: Es ist das erste Budget seit 16 Jahren ohne Budgetsektionschef Gerhard Steger, der in den Rechnungshof wechselte.
Steßl: Wir werden auch ohne ihn die Budgets zusammenbringen. Die Leitung ist interimistisch besetzt und derzeit ausgeschrieben. Ich bin zuversichtlich, dass wir sehr gute Bewerbungen erhalten werden - hoffentlich auch von Frauen. Ich würde es für ein sehr wichtiges Signal halten, wenn wir die Spitze der gewichtigen Budgetsektion mit einer Frau besetzen.
profil: Warum? Rechnen Frauen anders?
Steßl: Studien beschreiben, dass Frauen weniger riskante Geschäfte eingehen. Aber mir geht es vor allem um das Durchstoßen der gläsernen Decke. Wir haben im Finanzministerium Gruppen- und Abteilungsleiterinnen, aber keine einzige Sektionschefin. Es wäre höchste Zeit für die erste.
profil: Haben Sie jemanden Bestimmten im Auge?
Steßl: Nein, ich kann und will dem Ausschreibungs- und Auswahlverfahren nicht vorgreifen. Aber wir haben in Österreich genug qualifizierte Frauen, und ich appelliere an sie, sich zu bewerben. Sie haben gute Chancen, zum Zug zu kommen, da wir im öffentlichen Dienst die Regelung haben: Bei gleicher Qualifikation von männlichen und weiblichen Bewerbern wird die Frau vorgezogen.