Wien wächst.  Was heißt das für die Mieten, die Grätzl und die Einwohner der Stadt?
Stadtentwicklung in Wien: Wie werden wir in Zukunft leben?

Stadtentwicklung2 in Wien: Wie werden wir in Zukunft leben?

Neue Grätzl, Wohnungen und Einwohner: Wie sich Wien auf die Zukunft als 2-Millionen-Stadt vorbereitet.

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"Wohnen in Wien: teuer und befristet" (Die Presse, am 6.2.), "Geförderter Wohnbau in Wien: Bald weniger Baugrund am Markt" (Kurier, am 23.1.), "Wien knackt 1,9-Millionen-Einwohner-Marke" (Der Standard, am 11.1.)

Ein Blick auf drei Schlagzahlen der letzten Wochen reicht aus: Das neue Jahr hat in Wien beim Thema Wohnen und Miete so begonnen, wie das alte aufgehört hat. Die Stadt wächst, der Bedarf an Wohnraum steigt, neue Viertel entstehen. Das Wachstum drückt jedoch gleichzeitig die Mietpreise in die Höhe. Der Jahreswechsel hat aber auch eine wichtige Veränderung gebracht. Seit 1. Jänner gilt in Wien die neue Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau“, die leistbares Wohnen ermöglichen soll. Stephan Wabl hat diese Entwicklungen als Anlass genommen, um sich einige Fragen zu stellen:

1) Wie schnell wächst Wien? Bald wird Wien wieder so viele Einwohner haben wie vor 100 Jahren.

Beginnen wir mit der Frage:

1) Wie hat sich die Bevölkerungsanzahl in Wien seit dem Jahr 2000 entwickelt?

2000: 1.551.236 2010: 1.689.995 2018: 1.888.776

Derzeit sieht es danach aus, dass Wien im Jahr 2027 die 2-Millionen-Einwohner-Marke erreichen wird. Dann hätte die Stadt wieder eine ähnliche Einwohnergröße wie vor rund 100 Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr 1910 lebten 2.083.630 Menschen in Wien. Wien hat damit mit Abstand den größten Bevölkerungszuwachs in Österreich.

In den letzten zehn Jahren ist Wien durchschnittlich um 19.000 Menschen gewachsen. Besonders stark war das Wachstum aufgrund des Zuzugs von Flüchtlingen in den Jahren 2015 bis 2017. Im Jahr 2015 betrug das Bevölkerungsplus in Wien 42.900 Personen, 2016 waren es 27.400, im Jahr 2017 lag die Zahl bei 21.200. Im Jahr 2018 nahm die Zahl noch einmal deutlich ab und die Einwohnerzahl stieg nur mehr um 11.000 Menschen.

3) Wie wohnen die Wienerinnen und Wiener?

Laut einer Studie der Arbeiterkammer lebten im Jahr 2016:

Etwa 43 Prozent der Haushalte wohnten in einer Gemeindewohnung oder in einer Wohnung einer gemeinnützigen Bauvereinigung (zum Beispiel Genossenschaft) Ein Drittel der Wiener Haushalte lebte in einer privaten Mietwohnung. Rund 19 Prozent der Wiener Haushalte in Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen 5 Prozent der Haushalte lebten in unentgeltlich genutzten Wohnungen, Dienstwohnungen oder in Untermiete.

Im Jahr 2016 lebte ein Drittel der Wiener Haushalte (299.330) in einer privaten Mietwohnung. Rund ein Drittel davon (101.096) hat einen befristeten Mietvertrag. Bei den Neuvermietungen hat sich diese Zahl jedoch umgekehrt: 62 Prozent der neu abgeschlossenen Mietverträge sind befristet (21.600 von 34.700). Die durchschnittliche Befristung liegt bei fünf Jahren.

Wir haben uns vor Ort umgesehen und mit Monika Hohenecker (Nordbahnviertel NBV Service GmbH) und Hans-Christian Heintschel (Projektleitung der Stadt Wien für Bahnareale) gesprochen.

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In erster Linie geht es um die Umwidmung von Grünland in Bauland, aber auch um Umwidmung von Gewerbe-Arealen in Bauland. Die neu Kategorie betrifft auch sogenannte Aufzonungen - also wenn bereits bestehende Häuser aufgestockt oder mit einem Zubau versehen werden.

7) Bleiben manche Gruppen bei der aktuellen Stadtentwicklung auf der Strecke?

Vor allem Menschen in prekären Lebenssituation werden vom Zugang zum sozialen Wohnbau ausgeschlossen. (Mara Verlic)

Gleichzeitig gebe es noch weitere Hürden beim Zugang zum sozialen Wohnbau (geförderte Wohnungen und Gemeindewohnungen). "Einerseits werden Menschen, die länger in Wien leben, auf der Warteliste nach oben gereiht. Auf der anderen Seite muss man mindestens zwei Jahre an einer Meldeadresse in Wien gemeldet sein, um überhaupt für eine Wohnung im soziale Wohnbau infrage zu kommen: Das schließt vor allem Menschen in prekären Lebenssituation aus. Menschen, die länger keine fixe Wohnadresse hatten, im Extremfall obdachlos sind, öfters umziehen mussten oder erst nach Wien gezogen sind. Davon sind auch viele Menschen betroffen, die in den letzten Jahren aufgrund von Flucht nach Wien gekommen sind und zum Bevölkerungswachstum der Stadt beigetragen haben.

Vor allem Geringverdiener und neu in die Stadt Ziehende, so die Soziologin, laufen Gefahr, bei der aktuellen Entwicklung Wiens in Richtung 2-Millionen-Einwohner-Stadt am Wohnungsmarkt auf der Strecke zu bleiben.

Hören Sie hier: Stadtsoziologin Mara Verlic über den sozialen Wohnbau, prekäre Wohnverhältnisse, Baugruppen und Gentrifizierung in Wien.

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