Stocker: „Bei der Babler-SPÖ hat man das Gefühl, dass Leistung bestraft wird“
ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker über die SPÖ und eine mögliche Große Koalition im Bund.
Hinter den Kulissen nähern sich ÖVP und SPÖ wieder an. profil hat ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker gefragt, was er an der Sozialdemokratie schätzt und was die SPÖ besser macht als die ÖVP.
Was halten Sie prinzipiell von einer Großen Koalition?
Stocker
In Zeiten einer Großen Koalition ist in diesem Land viel erreicht worden. Für mich ist klar: Jetzt ist die Zeit zu arbeiten, dann ist der Wähler am Wort, und erst danach wird über mögliche Koalitionen gesprochen.
Worin bestehen die Unterschiede im Weltbild von ÖVP und SPÖ?
Stocker
Das ist im Österreichplan unseres Bundeskanzlers Karl Nehammer klar ersichtlich. Die Volkspartei ist eine christlich-soziale Partei, die Leistung, Familie und Sicherheit voranstellt, und Leistung soll sich auch tatsächlich lohnen. Diejenigen, die hart arbeiten, sollen sich auch etwas schaffen können. Bei der Babler-SPÖ hat man eher das Gefühl, dass Leistung bestraft wird – Stichwort Vermögen- und Erbschaftsteuer.
Was schätzen Sie an der SPÖ?
Stocker
Ich habe in meiner Zeit in der Politik auch mit Persönlichkeiten der SPÖ zusammenarbeiten dürfen, die die Interessen der Menschen vor ihre parteipolitischen Motivationen gestellt haben und mit denen eine konstruktive Zusammenarbeit möglich war. Diese Konstruktiven gibt es auch heute noch in der SPÖ, wenn auch nicht überall.
Gibt es etwas, das die SPÖ besser macht als die ÖVP?
Stocker
Das mögen andere beurteilen, aber ich bin oft beeindruckt davon, wie die Sozialdemokraten es schaffen, Widersprüche in ihrer Partei gänzlich zu ignorieren – zum Beispiel im Nationalrat einen Mietstopp fordern und gleichzeitig in Wien die Mieten im Gemeindebau erhöhen.
Wie würden Sie das Verhältnis zwischen ÖVP und SPÖ in den vergangenen Jahren beschreiben?
Stocker
Da müssten wir erst klären, von welcher SPÖ wir reden. Denn mit dem ganzen Hin und Her, das uns die Genossen in den letzten Jahren geboten haben – personell wie inhaltlich –, ist eine generelle Aussage schwierig. Das müsste man eigentlich von Kalenderwoche zu Kalenderwoche bewerten.