Sang Strache das SS-"Treuelied“?
Im prunkvollen Veranstaltungssaal in der Wiener Hofburg hing vor wenigen Wochen eine riesige Deutschlandfahne. Ganz so, wie es sich für ein Vernetzungstreffen von deutschnationalen Burschenschaften gehört: für den Freiheitskommers des Rings völkischer Vereinigungen. Bei der Veranstaltung Ende März war auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zugegen – das zeigt ein Foto von Strache mit Burschenschafter-Kappe, das der FPÖ-Landtagsabgeordnete Udo Guggenbichler auf Facebook postete. Zusatz: „Diese Freiheit lassen wir uns nicht nehmen.“
Umstrittenes Liedgut
Der Vizekanzler der Republik Österreich übernahm nicht nur den Ehrenschutz für das Event der Deutschtümler – er wurde auch Ohrenzeuge von einschlägigem Liedgut. Wie aus dem Programmheft hervorgeht, das profil vorliegt, wurde am Freiheitskommers unter anderem das Lied „Was ist des Deutschen Vaterland?“ angestimmt. Und: „Wenn alle untreu werden.“ Umstritten ist das Lied, weil es in der NS-Zeit von der Schutzstaffel (SS) als „ Treuelied“ verwendet wurde und im SS-Liederbuch an dritter Stelle stand. Den Text dichtete Max von Schenkendorf zwar lange vorher, nämlich 1814, doch gibt es unterschiedliche Versionen davon. In einer unter Deutschnationalen populären Fassung wird die Treue der „deutschen Eichen“ und das „heil’ge deutsche Reich“ besungen.
Der ÖVP-nahe Cartellverband singt dagegen unverdächtig „von unserem Österreich“. Aufregung um eine Textzeile aus dem SS-„Treuelied“ gab es bereits im Jänner: In einer Ballbroschüre des Linzer Burschenbundballs warb der Alumniklub der Johannes Kepler Universität (Linz) mit dem zweiten Teil der Auftaktzeile von „Wenn alle untreu werden“: „ … so bleiben wir doch treu“. Der Chef des Alumniverbandes musste zurücktreten.
Am Samstag reagierte die SPÖ-Abgeordnete Sabine Schatz in einer Presseaussendung auf die Causa: "Es vergeht im Moment kein Tag, ohne dass wir mit zumindest einem rechten Vorfall aus den Reihen der FPÖ konfrontiert sind. Nicht nur, dass wir in den letzten Tagen laufend vor Augen geführt bekommen, wie eng die Verbindungen der FPÖ zu den rechtsextremen Identitären sind, lässt man auch sonst kein rechtes Fettnäpfchen aus."