"Der gute Strache": Warum Hofer allen davon fuhr
Deswegen setzte ich nach Ende der Tour Norbert Hofer in meinem Wahltipp an erste Stelle, gefolgt von Van der Bellen, Griss, Hundstorfer, Khol und Lugner. So kam es nun auch.
Ich konnte gar nicht anders. Denn die Offenheit, mit der sich die Fahrgäste zum blauen Kandidaten bekannten, war verblüffend. Kein Vergleich zur Wien-Wahl, als die meisten noch "Ich bin ja kein Nazi ..." vor ihr anonymes Bekenntnis zu Blau stellten. Diesmal ließen viele auch Selfies zu und es schien fast so, als würden sich die Leute lieber zu Hofer als zu den beiden Kandidaten der "Alt"-Partien bekennen.
Ebenso verblüffend: Der Querschnitt der Hofer-Wähler. Von der ehemaligen Spitzenbeamtin (weil er jung ist), über den Dachdecker (weil er unter der ausländischen Konkurrenz am Bau leidet), den pensionierten Ex-Managern (weil sie Hofer für wirtschaftsfreundlich halten), über den Steirer Techniker (der gegen zu viele Flüchtlinge ist), bis hin zum jungen Clubbing-Gast, Marke Hipster-Bob (der sich von Hofer als Einziger eine Veränderung erwartet). Die Angst vor dem "Wolf im Schafspelz", die andere Fahrgäste äußerten, teilte unter diesen Wählern offenbar niemand mehr.
Fazit: So offen und und über so breite Wählerschichten hinweg haben sich die Österreicher noch nie zu Blau bekannt - Migranten inklusive. Das liegt nicht nur an der Flüchtlingskrise und dem großen Schock über die unkontrollierte Massenzuwanderung, der sich mit Verzögerung nun voll im Wahverhalten niederschlägt. Sondern es liegt auch an dem neuen Typus FPÖler, den Norbert Hofer verkörpert. Die klassischen Waffen, die gegen Heinz-Christian Strache oder Jörg Haider von den politischen Gegnern eingesetzt wurden und werden ("Hetze", NS-Verharmlosung etc.), erwiesen sich bei Hofer als vergleichsweise stumpf.
Hofer ist nicht der Einzige, dieser - aus Sicht vieler neuer Wähler - "gemäßigten" Blauen. Die politischen Herausforderer der FPÖ müssen wohl grundlegend umdenken.