Team Stronach: Akademie will ohne Partei weitermachen
Lust auf Gratis-Kino? Am Montag, den 3. Juli, zeigt die Team-Stronach-Akademie den Hans-Moser-Film „Die Welt dreht sich verkehrt – Vom Umgang mit der Vergangenheit“. Die Akademie versteht die monatlichen Kinomontage als Teil ihres politischen Bildungsauftrages für Funktionäre und interessierte Bürger. Moser spielt den missgelaunten Beamten Franz Xaver Pomeisl, der per Zauberring in die Vergangenheit reist. Würde er in die nahe Zukunft reisen, fände er die Mutterpartei der Akademie, das Team Stronach, nicht mehr vor: Es wird nach der Wahl am 15. Oktober aufgelöst.
Akademie will ohne Partei weitermachen
Die Stronach-Akademie zeigt sich davon unbeeindruckt. Sie will ohne Mutterpartei munter weitermachen. „Wir wollen den Bildungsauftrag unabhängig davon, was im Parlament passiert, zu Ende führen“, erklärt Christian Günther. Er ist einer von drei Vorständen der Akademie, ihr Finanzreferent und Klubdirektor des Team Stronach. Der Vizepräsident der Akademie, Christian Freilinger, sagt: „Die Akademie leistet tolle Arbeit. Der Wunsch ist, dass sie weitergeführt wird. Wir könnten von der finanziellen Seite her gut weitermachen.“ Es ist für Günther sogar denkbar, dass die geschäftsführende Präsidentin der Akademie, Ulla Weigerstorfer, weiterhin ein Gehalt aus der Akademie bezieht, selbst wenn das Team Stronach längst Geschichte ist. „Das obliegt ihrer Entscheidung.“ Weigerstorfer ist bis zur Wahl Nationalratsabgeordnete der Partei und bezieht als solche 8750 Euro pro Monat. Zusätzlich lässt sie sich laut Parlamentswebsite ein Gehalt aus dem Akademie-Budget auszahlen; dem Vernehmen nach sind es 4000 Euro pro Monat – ein politischer Doppelbezug, der schon jetzt umstritten ist. Denn ein Ehrenamt stünde gut bezahlten Abgeordneten für die nicht gerade schweißtreibende Arbeit gut an. Für sein Gehalt aus der Parteiakademie der SPÖ, dem Renner-Institut, musste schon Abgeordneter Josef Cap viel Kritik einstecken.
Weitere 4000 Euro pro Monat soll Weigerstorfer bei Stronachs Trabrennbahn Magna Racino verdient haben. Am Donnerstag der Vorwoche kursierten im Team Stronach Gerüchte, wonach ihr Dienstvertag mit Magna Racino bzw. Magnolia beendet wurde. Sie verneint das per E-Mail, schweigt aber zu allen die Akademie betreffenden Fragen hartnäckig.
Geld zum Weitermachen
Die Akademie bekommt seit 2014 jährlich über eine Million Euro Steuergeld, das für Bildungsarbeit wie Diskussionen, Vorträge etc. zweckgewidmet ist. Mit dem Aus der Partei versiegt zwar die Förderquelle schlagartig. Allerdings nahm die Akademie über die Jahre knapp 800.000 Euro mehr ein, als sie ausgab – 2017 noch nicht eingerechnet. Geld zum Weitermachen müsste demnach genug da sein.
Als Verein ist sie außerdem juristisch unabhängig von der Mutterpartei und kann nach deren Auflösung weiterbestehen. Auch die Parteiakademie des BZÖ existiert bis heute, obwohl es die Partei seit 2014 nicht mehr gibt. „Wir stellten unsere Aktivitäten damals aber sofort ein, und es gab kaum noch überschüssige Mittel“, erklärt der damalige Präsident Herbert Scheibner, um den Unterschied zu Stronach herauszustreichen. Grund für das Fortbestehen sei lediglich der Rechnungshof, der das letzte aktive Jahr der Akademie noch nicht geprüft habe.
„So einen Fall gab es noch nie.“
Auf die hochtrabenden Pläne der Stronach-Akademie reagiert man im zuständigen Bundeskanzleramt mit Erstaunen: „So einen Fall gab es noch nie.“ Nach Prüfung des skurrilen Sachverhaltes kommen die Experten zu diesem Schluss: Übriggebliebene Fördergelder werde man nach der Nationalratswahl von der Team-Stronach-Akademie zurückfordern. Ohne irgendeinen Bezug zu einem Klub im Parlament sei eine Akademie nicht mehr subventionswürdig. Dies gelte für nicht verbrauchte Mittel ebenso. Legt sich die Akademie rechtlich mit dem Bundeskanzleramt an, wird Neuland betreten.
Auch Frank Stronach fordert Geld zurück, allerdings nicht von der Akademie, sondern von seiner Partei. Zusätzlich zu einer Spende über 20 Millionen Euro hatte er dem Team ein Darlehen über zehn Millionen Euro gewährt. Einen Teil davon wird er abschreiben müssen, heißt es aus seinem Umfeld.
Besäße er Pomeisls Zauberring, würde er mit der eigenen Vergangenheit als Parteigründer – und seinem Geld – wohl ganz anders umgehen.