GRENZÜBERGANG LUSTENAU-AU
Wendeorte Teil 9

Teuerung in Vorarlberg: „Herr Bürgermeister, kannst du den Döner billiger machen?“

In der Vorarlberger Gemeinde Lustenau bröckelt die althergebrachte Dreieinigkeit von Arbeit, Sparen und Eigenheim. Abschluss der neunteiligen profil-„Wendeorte“-Serie.

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Der Tod und das eigene Häuschen, darum dreht sich hier so gut wie alles. Keine Ausgabe der „Vorarlberger Nachrichten“, in der sich nicht seitenweise Sterbeanzeigen und Meldungen aus der Rubrik „Grund und Boden“ fänden. „Grund und Boden“ klärt darüber auf, welche Liegenschaften zu welchem Preis den Besitzer gewechselt haben. In Bezau wurde ein Gebäude auf 1681 Quadratmetern Grundstücksfläche um 1,08 Millionen Euro verkauft; in Bregenz wechselte ein 885 Quadratmeter großes Besitztum um 3,6 Millionen Euro den Besitzer. Man wähnt sich in den Hollywood Hills mit ihren Fantastillionen-Immo-Preisen – und nicht gerade in Lustenau, wo unlängst ein 2574 Quadratmeter großes Anwesen für 1,16 Millionen Euro veräußert wurde.

Lustenau, 24.000 Einwohner, größte Marktgemeinde Österreichs, darf man sich als eine Region am Rhein mit dahingewürfelten Häusern und unüberschaubarem Straßengeviert vorstellen. Als eine Art Märklin-Eisenbahn-Landschaft im Großformat, in der sogar eine Dampflokomotive entlang des Rheins zuckelt, in deren Riedlandschaft sich Hasen, Rehe, Graureiher, Störche tummeln. „Ghörig“ ist hier oft zu hören, was synonym mit „richtig“, „anständig“, „passend“ verwendet wird.

Eine Arbeit kann genauso ghörig sein wie eine Pizza und die nagelscherengepflegten Gärten im Schatten großer Eigenheime, die wirken, als hätte sie ein Kunstmaler mit Feinhaarpinsel aufs Papierblatt gezaubert.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.