Die profil-Titelgeschichte: BND-Skandal - Wer abgehört wurde
Sabine Herlitschka ist eine erfolgreiche österreichische Managerin. Seit 2011 arbeitet sie in leitender Funktion für den Kärntner Halbleiterhersteller Infineon Technologies Austria AG (ein Teil der deutschen Infineon-Gruppe), seit 2014 steht sie dem Vorstand vor – sie führt damit ein Unternehmen mit zuletzt annähernd 4000 Beschäftigten, das derzeit eine der größten Investitionen der österreichischen Wirtschaftsgeschichte realisiert. Am Standort Villach baut Infineon um 1,6 Milliarden Euro an einer neuen Chipfabrik. In ihrem Berufsleben war die heute 52-Jährige unter anderem Vizedirektorin des Büros für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation (BIT), einer staatlichen Institution, die sich um die Professionalisierung und die internationale Vernetzung des österreichischen Forschungsbetriebs kümmerte. Das machte Sabine Herlitschka für den deutschen Bundesnachrichtendienst interessant. Ab 2002 überwachte der BND ihre E-Mail-Adresse. „Ich bin nicht überrascht“, sagt sie.
Peter Goldscheider ist ein erfolgreicher österreichischer Unternehmer. 1989 gründete er mit seinem Partner Gustav Wurmböck die Wiener Investmentgesellschaft „European Privatization & Investment Corporation“, kurz EPIC. Goldscheider und Wurmböck waren unter den ersten Österreichern, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Osteuropa Geschäfte anbahnten. Das machte sie offenbar für den deutschen Bundesnachrichtendienst interessant. Ab 2002 überwachte der BND einen Faxanschluss von EPIC. „Ich bin nicht überrascht“, sagt Goldscheider.
Hannes Androsch muss seinen Lebenslauf erst recht nicht kaschieren. SPÖ-Vizekanzler, Finanzminister, Bankdirektor, Unternehmer. 1989 gründete er in Wien die Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft AIC Androsch International Management Consulting GmbH, deren Fokus anfänglich ebenfalls auf Osteuropa lag. Das machte Androsch offenbar für den deutschen Bundesnachrichtendienst interessant. Ab 2000 überwachte der BND einen Faxanschluss seiner Firma. „Abgehört wurde ich schon von der DDR, vom tschechoslowakischen Geheimdienst und von der eigenen Staatssicherheit. Da kann ich über diese Nachricht nur noch schmunzeln“, sagt Androsch.
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