Titelgeschichte: Die No-Go-Gesellschaft
Groß muss die Aufregung im Gablitzer Freibad gewesen sein, als diesen Sommer erstmals eine Frau im Burkini baden ging. Den Ganzkörperbadeanzug für muslimische Frauen kannten die meisten Badegäste davor nur aus der Zeitung. Die Reaktion der Gemeinde im Wiener Speckgürtel fiel radikal aus: Angestachelt von Beschwerden der Besucher verordnete ÖVP-Bürgermeister Michael Cech Ende Juli ein Burkini-Verbot. Ein entsprechendes Schild wurde direkt vor dem Kassahäuschen angebracht – wegen einer einzigen Badbesucherin. Rassismus-Vorwürfe folgten auf dem Fuß, Cech versuchte die Flucht nach vorn. Inzwischen wurde das Schild ausgetauscht, nun sind neben Burkini auch Nachthemden, Straßenbekleidung und Neoprenanzüge „aus hygienischen Gründen verboten“. Dass Jeans und Baumwollshirts im Schwimmbecken nichts verloren haben, versteht sich von selbst. Nur was an Wassersportbekleidung aus Neopren und an Badeanzügen unhygienisch sein soll, konnte der Bürgermeister nicht erklären.
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