Hans Jörg Schimanek starb am 23. Dezember 2024 im Alter von 85 Jahren
Österreich

Todesanzeige von FPÖ-Politiker zeigt SS-Symbol

Auf der Todesanzeige des im Dezember verstorbenen ehemaligen FPÖ-Landesrats Hans-Jörg Schimanek prangt ein rechtsextremes Symbol. Zuvor geriet seine Familie in die Schlagzeilen, als seine beiden Enkelsöhne wegen Verdachts auf Verbindungen zu einer rechtsextremen Gruppierung verhaftet wurden.

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Hans-Jörg Schimanek ist tot. Der ehemalige FPÖ-Landesrat aus Niederösterreich verstarb am 22. Dezember 2024 im Alter von 85 Jahren. Bundesparteichef Herbert Kickl beschrieb Schimanek in einer Aussendung als „bescheiden und bodenständig“, während Niederösterreichs Landeshauptfraustellvertreter Udo Landbauer ihn als „herausragende Persönlichkeit“ würdigte. Schimanek war von 1993 bis 1999 der erste FPÖ-Landesrat in Niederösterreich, bis 2000 Abgeordneter im Landtag und von 1998 bis 2000 auch Landesparteiobmann der FPÖ Niederösterreich. 

2005 wurde er von der Partei ausgeschlossen. Schimanek war zu diesem Zeitpunkt als Bezirksobmann für den Bezirk Krems-Land tätig. Bei der Nationalratswahl im September 2024 kandidierte er allerdings wieder auf der blauen Bundesliste, auf Platz 70. Nach seinem Tod will die FPÖ ihm „ein ehrendes Andenken bewahren“, heißt es von Klubchef Kickl.

SS-Symbol auf Todesanzeige

Schimanek sei „plötzlich und unerwartet“ gestorben. Das steht auf der Todesanzeige des 85-Jährigen. Darunter findet man das Zitat „...und ewig lebt der Toten Tatenruhm“, das in rechtsextremen Kreisen häufig in Nachrufen verwendet wird. Laut des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstands (DÖW) stammt der Spruch aus der Edda, vermutlich aus dem 13. Jahrhundert, wo Erzählungen von germanischen Göttern und Helden zu finden sind. Nationalsozialisten haben die Lieder und Prosa häufig für sich vereinnahmt. Der Spruch diente dazu, die gefallenen Soldaten als Helden darzustellen und die Kriege des NS-Regimes zu rechtfertigen.

Hinter dem Schriftzug fällt außerdem ein weiteres Symbol auf, das selten auf Todesanzeigen zu finden ist. Eine sogenannte Irminsul. Dabei handelt es sich um ein frühmittelalterliches Heiligtum der Sachsen, das wie eine Säule aussieht. Es soll ein Gegensymbol zum christlichen Kreuz sein. Die Irminsul galt auch als Symbol der SS-Forschungseinrichtung „Deutsches Ahnenerbe“, auch „SS-Ahnenerbe“ genannt. Die Einrichtung war maßgeblich am Kunstraub der Nationalsozialisten beteiligt oder führte brutale Menschenversuche in Konzentrationslagern durch.

In der Todesanzeige gedenken ihm auch seine Familie und Angehörigen, darunter sein ältester Sohn Hans-Jörg Schimanek junior sowie die beiden Enkelsöhne Jörg und Jörn. Die zwei Enkel sorgten im November für Schlagzeilen, nachdem es zu mehreren Razzien in Deutschland und Polen gekommen war, wie profil berichtete. Ihnen wird vorgeworfen, Teil der rechtsextremen „Sächsischen Separatisten“ zu sein. Einer rechtsterroristischen Gruppierung, die sich selbst „SS“ nennt, rassistische und antisemitische Ideologien teilt und in Teilen apokalyptischen Vorstellungen nachhängt.

Die Männer seien fest davon überzeugt, dass Deutschland vor einem „Kollaps“ steht, heißt es damals in einer Aussendung der deutschen Bundesanwaltschaft. Wenn „Tag X“ eintrifft, möchten sie Gebiete in Sachsen und gegebenenfalls auch in anderen ostdeutschen Ländern mit Waffengewalt erobern, „um dort ein am Nationalsozialismus ausgerichtetes Staats- und Gesellschaftswesen zu errichten“. Jörg wird als „Rädelsführer“ bezeichnet. Jörn ist selbst tief in der rechtsextremen Szene drinnen. Im Februar letzten Jahres nahm er am faschistischen Gedenkmarsch zum „Tag der Ehre“ in Budapest teil, auf anderen Bildern sieht man die Brüder vor einer Flagge der „Jungen Alternative in Deutschland“ posieren, der Jugendorganisation der AfD. Auch AfD-Politiker wurden bei den Razzien festgenommen. Gemeinsam mit anderen jungen Männern sollen sie gemeinsam paramilitärische Einsätze geübt haben, wie man richtig mit Schusswaffen umgeht und was zu tun ist, wenn ein Häuserkampf bevorsteht. Die Brüder Jörg und Jörn Schimanek gehören mit zwei anderen zur mutmaßlichen Spitze der rund 20-köpfigen Gruppe. Sie sind die Ursprungsmitglieder, die im November 2020 die militante Vereinigung gegründet hatten.

Enkel in Deutschland und Polen festgenommen

Vier Jahre später werden sie festgenommen. Der ältere, Jörg (24), wird in einer Wohnung in Zgorzelec verhaftet, einer kleinen Stadt im Südwesten Polens. Dort soll der 24-Jährige in einer Wohnung gelebt haben. Sein jüngerer Bruder Jörn (20), wird bei einer der Razzien bei Leipzig festgenommen. Die Vergangenheit der Familie führte die Ermittler schließlich auch nach Österreich. Es fanden Hausdurchsuchungen in Wien und Langenlois statt, wo auch der verstorbene Hans-Jörg Schimanek bis zu seinem Tod gelebt hat.

Der FPÖ wird immer wieder Nähe zum Nationalsozialismus vorgeworfen. So auch nach dem Begräbnis des ehemaligen FPÖ-Politikers Walter Sucher. Im Oktober 2024 wurde auf seiner Beerdigung das SS-Treuelied gesungen, wie der „Standard“ berichtete. Sucher war „Alter Herr“ der Wiener Akademischen Burschenschaft Olympia. An seinem Grab auf dem Friedhof Hernals wurde das Lied „Wenn alle untreu werden“ angestimmt. Anwesend waren: FPÖ-Justizsprecher und Listenerster in Wien, Harald Stefan; Norbert Nemeth, Klubdirektor, der bei der Wahl ein Mandat auf der FPÖ-Bundesliste errang; und der langjährige Abgeordnete Martin Graf.

Im November hat die Staatsanwaltschaft Wien die Aufhebung der Immunität der drei FPÖ-Nationalratsabgeordneten beantragt. Diese wollte wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das NS-Verbotsgesetz ermitteln. Die FPÖ hat den Gesang damit gerechtfertigt, dass es sich bei dem Lied um eine Version aus dem Jahr 1814 handeln würde. Anfang Dezember wurde der Fall in der sogenannten Präsidialkonferenz besprochen, wie profil berichtete, daraus geht hervor, dass Nationalratspräsident Walter Rosenkranz die Auslieferung der Abgeordneten verzögert hat.

Daniela Breščaković

Daniela Breščaković

ist seit April 2024 Innenpolitik-Redakteurin bei profil. War davor bei der „Kleinen Zeitung“.