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Ukraine-Krise als Weckruf: Es wird heiß!

Man müsse die Ukraine-Krise als Weckruf sehen, sagt ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Aber was will uns dieser Konflikt eigentlich sagen?

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Dass zwischen Russland und der Ukraine Krieg droht, ist aus vielerlei Gründen eine höchst bedenkliche Nachricht. Unter anderen auch wegen der Energieversorgung Österreichs und Europas. Österreich beispielsweise bezieht sein Erdgas, das hierzulande in Thermen für Hitze und in Kraftwerken für Strom sorgt, zu rund 80 Prozent aus Russland. Was, wenn sich der Westen zu harten Sanktionen gegenüber Russland entschließt? Was, wenn Russland infolgedessen etwa den Gashahn abdreht? Wie soll man Österreichs (und Europas) Energieversorgung in einer solchen Situation sicherstellen?

Wenn sich Konflikte in der Stromrechnung zeigen

Angesichts dessen war es schon richtig, was ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ sagte: Man müsse die Ukraine-Krise als Weckruf sehen. Ja! Beispielsweise als Weckruf bezüglich des forcierten Ausbaus erneuerbarer Energien. Dann wäre einerseits dem Klima geholfen, andererseits würden sich internationale geopolitische Konflikte nicht wieder in der Strom- und Gasrechnung des österreichischen Verbrauchers niederschlagen.

Saudi-Arabien statt Russland?

Doch wer Schramböck weiter zuhörte, stellte fest: In erster Linie sprach die Politikerin gar nicht vom Erneuerbaren-Ausbau. Nein, mit „Weckruf“ meinte sie vielmehr, dass Österreich „strategische Gasreserven“ anlegen müsse. Und: Es gelte neben Russland weitere Gaslieferanten zu gewinnen. Schramböck nannte als Beispiele den Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Katar.

Eigentlich müsste längst klar sein, was uns der Weckruf Ukraine vor allem sagt. Es ist immerhin nicht das erste Mal, dass ein Konflikt im ex-sowjetischen Raum in Form hoher Gaspreise und Angst vor Energiekrisen in den Westen schwappt. Österreich müsste also wegkommen von Großversorgern und Energiequellen in weit entfernten Ländern. Stattdessen müsste hierzulande ausgebaut werden: möglichst dezentral, möglichst erneuerbar, möglichst unabhängig von großen Strukturen, möglichst optimiert auf das, was das lokale Umfeld an Möglichkeit hergibt, Energie zu gewinnen.

Eine energetische Transformation ist notwendig

Eine solche energetische Transformation würde eine nationale Kraftanstrengung erfordern und hohe Investitionen. Doch statt Derartiges nachdrücklich zu propagieren, will die ÖVP-Wirtschaftsministerin aufgrund explodierender Gaspreise vor allem einen instabilen Energielieferanten autoritären Zuschnitts durch andere ersetzen. Zukunftsträchtig ist das nicht gerade.

Mit einer vielversprechenden Form künftiger Strom- und Wärmeversorgung befassen wir uns übrigens ganz aktuell im profil: die Geothermie, also Erdwärme. Wie viel Potential in dieser CO2-freien Energiegewinnung steckt, besprechen meine Kollegin Christina Hiptmayr und ich in der neuen Folge des profil-Klimakrisen-Podcasts „Tauwetter“ mit Edith Haslinger, Expertin vom „Austrian Institut Of Technology“ (AIT). Im Heft selbst befasse ich mich darüber hinaus ebenfalls mit der Geothermie und einigen interessanten Projekten, die diesbezüglich in Österreich gerade laufen. Lesen Sie rein!

Joseph Gepp