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Ungeimpft an der Schule - das versteckte Problem der Nachmittagsbetreuer

In Wien ist ein Großteil der Lehrer geimpft, an manchen Schulen aber nur 50 Prozent der Freizeitpädagogen. Woran liegt das?

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"Das Problem sind nicht die Lehrer. Ich kenne kaum noch ungeimpfte. Viel größer ist bei uns im Bezirk der Anteil der ungeimpften Nachmittagsbetreuer", erzählt eine Volksschullehrerin aus Wien Favoriten, die anonym bleiben möchte. Eine Lehrerin aus einer Schule im 22. Bezirk ärgert sich seit Monaten darüber, dass geimpfte Lehrer einspringen müssen, wenn ungeimpfte Nachmittagsbetreuer als K1-Personen in Quarantäne landen. profil erreichten in den vergangen Monaten mehrere Meldungen dieser Art, die auf eine versteckte Impflücke an Schulen hindeuten: die Nachmittagsbetreuung in Ganztagsschulen, Horten, offenen Volksschulen durch Freizeitpädagoginnen und -pädagogen.

An manchen Schulen nur die Hälfte geimpft

In Wien sind aktuell rund 85 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer geimpft, heißt es aus dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos). Der größte Anbieter für Nachmittagsbetreuung ist die stadteigene "Bildung im Mittelpunkt"-GmbH, kurz "BiM" genannt. Sie zählt 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die üblicherweise fix an einem Standort arbeiten. "Wir hatten nach internen Erhebungen Ende Oktober eine Impfquote von 75 Prozent", sagt BiM-Geschäftsführer Mario Rieder. Es gebe aber große Schwankungen zwischen den Schulen. "An manchen sind alle geimpft, an anderen nur die Hälfte." Das deckt sich auch mit den Rückmeldungen, die profil aus Schulen erhielt. Woran liegt das?

Verschwörungstheorien aus migrantischem und alternativem Umfeld

In den Teams würden einzelne Mitarbeiter, oder wie es Rieder nennt, "Verstärker", andere zum Impfen motivieren oder eben davon abhalten. Bei Freizeitpädagogen kommen zwei Faktoren zusammen, die zu einer höheren Impfskepsis führen können. Einerseits würden bei BiM viele "Personen aus dem alternativen Bereich" arbeiten, wo eine gewisse Grundskepsis gegenüber der Schulmedizin bestehe, sagt Rieder. Andererseits ist der Anteil an Mitarbeitern mit Migrationshintergrund doppelt so hoch wie bei Lehrern. So gesehen spiegelt BiM die soziokulturelle Realität der Stadt besser wider als andere öffentliche Bereiche. In einigen migrantischen Communities halten sich Verschwörungstheorien aber besonders hartnäckig. "Ich kann diesen Effekt aufgrund der Diversität unserer Mitarbeiter nicht ausschließen", sagt Rieder. Daran hätten auch Medien der Herkunftsländer ihren Anteil. Rieder erwähnt beispielsweise die "massiv negative Propaganda" gegen die Impfung in so manchen türkischen Medien oder Social-Media-Kanälen.

Eine Herausforderung ist auch die Angst von Frauen um ihre Fruchtbarkeit. Damit haben auch viele Kindergärten zu kämpfen. Bei BiM ist das Personal ist zu 82 Prozent weiblich und großteils zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt. "Wir versuchen hier gezielt, mit Aufklärungsvideos gegenzusteuern", sagt Rieder.

Führt Impfpflicht zu Personalmangel in Horten?

Ab 1. Februar kommt in Österreich eine generelle Impfpflicht. Bildungsstadtrat Wiederkehr drängt parallel dazu auf eine spezifische Impfpflicht für pädagogisches Personal in Schulen und Kindergärten. Es wird eng für die Impfgegner unter den Freizeitpädagogen. Gleichzeitig braucht die Branche dringend Personal, weil durch den Ausbau der Ganztagsschulen in Wien alleine bei BiM jährlich zehn Schulen zur Betreuung dazu kommen.

Es wird in den nächsten Monaten viel Bedarf an Aufklärungsvideos geben. So viel steht fest.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.