Foto vom Vorfall.

Uni Wien: Student mit Waffe im Hörsaal

Ein Mann erschien vergangene Woche bewaffnet zu Vorlesungen an der Fakultät für Physik. Auf Social Media fiel er mit Gewaltfantasien gegenüber dem Islam auf – Uni verhängte Hausverbot nach weiterem Messerfund.

Drucken

Schriftgröße

„Ich würde gerne in einem Feuergefecht gegen den Islam sterben und so viele wie möglich davon töten!“ Es ist beängstigend genug, wenn jemand auf Twitter derartige Gewaltphantasien von sich gibt. Aber es ist noch viel beängstigender, wenn dieser Jemand mit einer Waffe in einem vollbesetzten Hörsaal auftaucht.

Genau das war vergangene Woche an der Fakultät für Physik der Universität Wien der Fall. profil vorliegende Fotos und Augenzeugenberichte belegen, dass ein Student (Name der Redaktion bekannt) Mittwoch vergangener Woche mit einer Pistole am Hosenbund zwischen den Studierenden saß.

Pistole im Gürtel

Ein Augenzeuge schildert die Situation gegenüber profil so: „Er ist mit der Pistole im Gürtel die ganze Vorlesung über in der Reihe vor mir gesessen. Weil er das so offen gemacht hat und so tat, als wäre nichts dabei, hab ich mir gedacht, dass das schon so passen wird. Andere Studenten um ihn herum waren aber unruhiger und haben sich dann auch weggesetzt.“ In dem Hörsaal befanden sich rund 400 Studierende.

Das Verhalten des Mannes blieb auch auf Social Media nicht unbemerkt. „gestern und vorgestern ist typ mit Waffe der trump und afd supporter ist von hörsaal zu hörsaal gegangen u hat während vorlesung nachgeladen aber wir sollen uns beruhigen“, schrieb eine Studentin auf Twitter.

Waffe "aus Sicherheitsgründen"

An der Fakultät für Physik ist der Mann bekannt. Er falle immer wieder mit „Eigenheiten“ auf, berichten Kommilitonen gegenüber profil. Auf Twitter schildert er unter anderem, sein Leben lang unter Schlafstörungen zu leiden und deshalb immer wieder unter Medikamenteneinfluss zu stehen.

Neben dem eingangs zitierten Posting, in dem er von einem Tod im Kampf gegen den Islam fantasiert, sympathisiert er im Internet mit Donald Trump, Rechtspopulisten wie Geert Wilders und Matteo Salvini sowie der Aktion „Defend Europe“ der „Identitären Bewegung.“

Er selbst rechtfertigt in einem Uni-internen Gruppenchat das Tragen der Waffe damit, dass er an diesem Tag „einen Termin am Schießplatz“ hatte. Die Pistole besitze er aus Sicherheitsgründen: „Als Langstreckenpendler treibe ich mich oft an U-Bahn-Haltestellen etc. zu gefährlichen Uhrzeiten herum.“ Dabei sei er unter anderem Zeuge geworden, „wie ein Irrer mit einer halb zerbrochenen Flasche einen Passanten attackierte, welcher zum Glück fliehen“ konnte. Aufgrund der Aufregung unter den Studenten werde er in Zukunft aber „nur mehr Pfefferspray mitführen.“

Eine profil-Anfrage an den Studenten blieb unbeantwortet.

Striktes Waffenverbot

Auf Universitäten herrscht laut Hausordnung ein striktes Waffenverbot. Auf profil-Anfrage erklärt Uni-Sprecherin Cornelia Blum: „Nach der Vorlesung wurde der Student vom Sicherheitsteam auf das Waffenverbot aufmerksam gemacht. Er zeigte sich zunächst einsichtig. Wir haben darüber hinaus die Polizei verständigt.“ Laut Blum verfügt der Mann über eine „Waffenbesitzkarte“. Diese berechtigt zum Erwerb und Besitz etwa von Faustfeuerwaffen, nicht aber zum „Führen“ derselben.

Heute, Montag, sei der Mann allerdings neuerlich vom Sicherheitsteam der Universität durchsucht worden, berichtet Blum – dabei sei ein Messer gefunden worden. Die Uni hat daraufhin ein Hausverbot gegen ihn verhängt.