Kampf der Badekulturen: Unterhosen-Attacken und Beckenrandsprünge
Sie haben schon immer geahnt, dass junge Männer, die aus Ländern mit verhüllten Frauen kommen, beim Anblick von Bikinis sämtliche Hemmungen abstreifen? Seit Kokskijde in Belgien, Burg und Bornheim in Deutschland haben Sie den medialen Beweis. Überall dort fühlten sich Frauen bedrängt. Die Belästigungswelle schwappte zuletzt auf Korneuburg und Mödling in Niederösterreich über; dort müssen junge Flüchtlinge ohne Begleitung nun den Bädern fernbleiben. Das reicht Ihnen nicht? Für Sie ist ein generelles Badeverbot für Flüchtlinge, wie es die FPÖ fordert, der letzte Anker zur Rettung der europäischen Badekultur? Dann lesen Sie vorher diese Badeordnung.
1) Wahren Sie die Relation
Eine Million Flüchtlinge kamen 2015 nach Deutschland, 100.000 nach Österreich. Es gibt Zigtausende Bäder in Europa und Hunderte in Österreich. Und drei unbekannte Kleinstädte in Deutschland und Belgien sowie zwei Orte in Niederösterreich sind der Beweis für die Triebhaftigkeit aller Flüchtlinge? Der Einwand, weitere Fälle vertusche die Lügenpresse, gilt nicht. Die "Kronen Zeitung“ sorgt für täglichen Nachschub aus der Kategorie "Achtung Flüchtling“, selbst wenn sie dafür zum ersten Mal in ihrer Geschichte aus Kokskijde berichten muss.
Man muss als Badegast lesen können, was "Damenbereich“ heißt, um nicht vor nackten Tatsachen zu landen.
2) Denken Sie nicht ständig an Köln
Seit der Horrornacht von Köln zu Silvester stehen junge Flüchtlinge unter Generalverdacht, ihre Triebe nicht im Griff zu haben. Dort haben betrunkene Männer offenbar aus dem nordafrikanischen Raum Frauen sexuell attackiert - bis hin zur Vergewaltigung. In Mödling sollen Flüchtlinge Damen beim Duschen zugeschaut, das Reinigungspersonal belästigt oder versucht haben, einen Münzautomaten zu knacken, sagt Bad-Leiter Robert Mayer. Eine entsprechende Anzeige blieb jedoch aus. Der Bürgermeister stützt sich nur auf ein Vergehen: Eine "kleine Gruppe“ sei in Jogging- und Unterhosen baden gegangen. In Korneuburg sollen junge Asylwerber Gäste angespritzt und immer wieder ins Becken gesprungen sein, trotz Ermahnung. Das waren "keine Mega-Verfehlungen“, sagt Bürgermeister Christian Gepp. Unterhosen-Attacke auf die Wasserqualität in Mödling, Beckenrandsprünge in Korneuburg. Das ist nicht Köln.
3) Beharren Sie auf Recht und Ordnung
Im Mödlinger Bad kursiert eine Geschichte, wonach ein Flüchtling mit erigiertem Penis im Whirlpool Damen auf die Pelle gerückt sei. Betonung auf "soll“ - mehr als Hörensagen ist nicht. Deswegen der Tipp: Wenn Sie sexuell bedrängt werden oder einen Diebstahl beobachten, zeigen Sie den Vorfall an. Damit benennen Sie den Täter und tunken nicht alle Flüchtlinge in den Gerüchteeintopf. Und Sie geben dem vermeintlichen Sittenstrolch die Möglichkeit, sich zu rechtfertigen, wenn er Sie beim Duschen angestarrt oder ihre Schlapfen "gestohlen“ hat. Im orientalischen Hamam sind Schlapfen Allgemeingut, in Österreich nicht. Das muss man zuerst wissen. Und man muss als Badegast lesen können, was "Damenbereich“ heißt, um nicht vor nackten Tatsachen zu landen. Sie haben das Recht auf eine Badeordnung, die das gewährleistet und die in einer traditionellen Flüchtlingsstadt wie Mödling auf Farsi, die Sprache der Afghanen, und Arabisch, die Sprache der Syrer, formuliert ist. Deutsch müssen Flüchtlinge ja erst lernen. Oder die Badeordnung wird wie in Korneuburg künftig durch Bilder ergänzt.
Sie haben außerdem das Recht auf einen Bademeister, der die Burschen beim Ohrwaschl zieht und aus ihrer absichtlichen oder unabsichtlichen Erstarrung im Damenbereich erlöst und dann des Bades verweist. Schafft er es nicht, braucht er Verstärkung. Im Traiskirchner Freibad sorgt ein Mitarbeiter für Recht und Ordnung, der auch Farsi spricht, erzählt Bürgermeister Andreas Babler. Bei täglich bis zu 2000 Gästen sind im vergangenen Sommer medial kaum Geschichten über lästige Flüchtlinge hochgekocht.
4) Hüten Sie sich vor "dem Afghanen“
Nach Recherchen von profil handelte es sich bei der kleinen Unterhosengang im Mödlinger Bad um Iraner. In Korneuburg benahmen sich 40- bis 65-jährige Familienväter aus Syrien unflätig und wurden von der Polizei hinauseskortiert. Die große Gruppe der minderjährigen Flüchtlinge sind aber Afghanen und nur ein paar Syrer. In Mödling leben rund 200. profil hat acht von ihnen aus zwei verschiedenen Flüchtlingsheimen besucht. Sie sprechen gebrochen Deutsch oder Englisch. Einige mussten ab dem Alter von zehn Jahren arbeiten oder gingen wegen der Taliban nicht in die Dorfschule. Jetzt sind sie hier gestrandet und mit ihnen unbekannten Iranern oder älteren Syrern gemeinsam aus dem Bad ausgesperrt. "Schade, ich bin wöchentlich hingegangen, jetzt ist mir langweilig“, sagt der 17-jährige Farid*. Zum Hallenbad nach der Schule ist Fußballspielen im Winter derzeit keine prickelnde Alternative.
Der 16-jährige Ehsan ging gerne Eislaufen in Mödling. Er kennt den Hausgebrauch, weil er schon drei Jahre in Österreich ist. Aber jetzt meidet er das Bad, aus Angst, beschimpft zu werden. Er planscht nun mit zwei Freunden im Wiener Amalienbad weiter. Der 16-jährige Syrer Jihad pfeift auf das Verbot und geht weiter hin - unbegleitet. Er fällt bei der Kasse nicht auf, weil er schon ganz gut Deutsch spricht. Dann besucht er seinen "Freund“. Er meint den türkischen Bademeister Mustafa Coskun, der seit 18 Jahren im Mödlinger Stadtbad arbeitet. Zur Affäre um das Badeverbot meint dieser nur: "Wir sind alle Menschen. Wichtig ist, dass wir miteinander reden.“ Er selbst kann ein paar Brocken Arabisch, die Sprache syrischer Flüchtlinge wie Jihad.
Wir sind alle Menschen. Wichtig ist, dass wir miteinander reden.
5) Vertrauen Sie dem Lerntrieb
Nacktheit ist lernbar. Denn es gibt neben dem Sexual- auch einen Lerntrieb. "Ich komme aus einem Taliban-Dorf. Die Frauen trugen Burka. Als ich das erste Mal eine halbnackte Frau sah, war ich schon sehr beeindruckt. Aber nach ein paar Besuchen im Bad war das ganz normal“, erzählt Farid. Ehsan und Dahir (17) lassen sich ebenfalls nicht mehr von jedem Dekolleté aus der Ruhe bringen. Ehsan ist mit einer Türkin, Dahir mit einer Sudanesin zusammen, und beide deuten an, dass ihnen Sex nicht ganz fremd ist. Kondome gäbe es im Flüchtlingsheim. Die muslimischen Eltern, denen der Sex vor der Ehe gar nicht gefallen würde, sind weit genug weg. Schon davor kannten beide nackte Haut - Dahir aus dem Fernsehen in Somalia, Ehsan vom Zwischenstopp im westlich geprägten Istanbul. Der 18-jährige Jamal aus Kabul hat eine Botschaft "an alle Ladys“, wie er sagt: "Schert uns nicht über einen Kamm, weil sich ein paar schlecht aufführen.“ Gerade die Städter unter den Flüchtlingen wüssten schon bei der Ankunft, wie man sich in einer europäischen Stadt benimmt. Mit den anderen sollte man Klartext reden.
6) Betrachten Sie das Bad nicht als Ihr Eigentum
Es soll Bäder geben, die von ihren Stammgästen als eine Art Eigentum betrachtet werden. Je kleiner die Stadt, desto größer die Verlockung, den Privatbereich zu erweitern. Ungebetene Eindringlinge müssen dabei nicht zwingend aus Afghanistan kommen. Schon zugereiste Wiener können für Unruhe sorgen, weil sie die Saunaregeln nicht vom ersten Tag an auf Punkt und Beistrich einhalten. Ein kleiner Hinweis: Auch Nicht-Stammgäste finanzieren das Bad steuerlich mit - der zugereiste Wiener zum Beispiel oder der Mödlinger Flüchtlingshelfer, der ein generelles Badeverbot für seine Schützlinge strikt ablehnt. Gerade im Schwimmbad sind doch alle Menschen gleich - nicht nur, weil alle im Idealfall Badehose oder Bikini tragen, sondern denselben Eintritt zahlen.
*Weil die Burschen minderjährig sind, wurden die Namen geändert.