Verlorene Illusionen: Der Journalismus damals und heute
Vor ein paar Jahren las ich auf Anregung von Franz Schuh, dem klugen und unbestechlichen Schriftstellerphilosophen, „Verlorene Illusionen“ von Honoré de Balzac. Ich war hingerissen und gleichzeitig beunruhigt. Das Sittenbild des Journalismus, wie es sich vor 200 Jahren zeigte, kam mir bekannt vor.
Der Roman spielt drei Jahrzehnte nach der Französischen Revolution. Napoleon ist besiegt, die Bourbonen sitzen wieder auf dem Thron, das Bürgertum ist die kommende Macht und mit ihm ein korruptes Zeitungswesen, ungezügelt und wild, der Gier nach Sensationen, neuesten technischen Entwicklungen und schnellem Geld folgend. Balzac schildert Szenen von einer Opernpremiere in Paris, die sich heute genau so abspielen könnten, nur ohne Lorgnon und Riechfläschchen.
Hofschranzen, Minister und Journalisten (die männliche Form ist hier durchaus angebracht) belauern und schmeicheln einander, versichern sich ihrer Bedeutung durch Blicke, Gesten und vertrauliches Geflüster. Die Intrige blüht. Wer nicht dazugehört, existiert gar nicht, durch den schaut man hindurch. Ich denke, ORF-Anchorman Armin Wolf hatte auch solche Situationen im Sinn, als er in einem Interview mit André Heller vom „Anschmiegen an die Macht“ sprach. (...)
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