Stefan Magnet: Der rechtsextreme Publizist und Werbeunternehmer rief nicht nur zur Teilnahme an Demos gegen die Corona-Maßnahmen auf, sondern marschierte auch selber mit, wie hier in Wien.
Rechtsextremes Alternativmedium

Verschwörungssender „AUF1“ verliert Konto in Ungarn

Der österreichische Verschwörungssender „AUF 1“ könnte ein jähes Ende finden: Das einzige Spendenkonto des Portals ist in Ungarn – und wird wohl gekündigt.

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Stefan Magnet ist aufgeregt. Das ist der Rechtsextremist, Corona-Leugner und Gründer des oberösterreichischen Verschwörungssenders „AUF 1“ meistens, am gestrigen Dienstag aber besonders. Statt den Nachrichten präsentiert Magnet auf seinem Web-Kanal eine knapp zehnminütige Sondersendung in eigener Sache: „Das Ende von AUF 1“ könnte bevorstehen. Nicht, weil das Portal gefährliche Desinformation, etwa zur Behandlung von Krebs, verbreitet. Sondern weil der oberösterreichische Verschwörungssender keine Bank mehr findet, die seine Spenden verwalten will. Auch in Ungarn nicht mehr.

„AUF1“ ist ein Relikt der Corona-Pandemie. Das Portal wurde 2021 von Magnet gegründet und soll für „Alternatives und Unabhängiges Fernsehen“ stehen. Tatsächlich werden auf dem Websender unter Chefredakteur Magnet vor allem Corona-Verschwörungstheorien und rechtsextreme Propaganda verbreitet. „Innenpolitik-Redakteur“ von „AUF1“ ist etwa der frühere Chef der Wiener Identitären, eine rechtsextreme Bewegung, deren Symbole in Österreich verboten wurden. Magnet und sein Programchef Andreas Retschitzegger waren in jungen Erwachsenenjahren im neonazistischen Bund freier Jugend (BfJ) aktiv.

Trotzdem erreicht „AUF1“ jede Woche mehr als jeden zehnten Wahlberechtigten in Österreich. Das zeigt eine Online-Umfrage der „Austrian National Election Study“ (AUTNES) aus vergangenen Oktober. Bei Wählerinnen und Wählern der FPÖ schaut demnach sogar jeder Siebte einmal pro Woche „AUF1“. 

Rechte Reichweite

Während andere Parteien einen großen Bogen um den Verschwörungssender machen, geben FPÖ-Politiker „AUF1“ exklusive Interviews, etwa im September 2023 als FPÖ-Chef Herbert Kickl ein exklusives Doppelinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel auf „AUF1“ gab. Kein Wunder, war Magnet doch 2016 Teil der FPÖ-Delegation, die in den Kooperationsvertrag zwischen den Freiheitlichen und der Kremls-Partei „Einiges Russland“ abschloss.

FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker erklärte bei einem Treffen rechter Medien im freiheitlichen Parlamentsklub im Oktober 2023, es sei „wichtig, AUF1 auch weiterhin zu unterstützen“. Die Partei dürfte das ernst nehmen: Obwohl sich „AUF1“ laut eigenen Angaben ausschließlich über Spenden finanziert, finden sich auf der Website von immer wieder großflächige FPÖ-Werbebanner.

Trotz der blauen Unterstützung steht „AUF1“ nun laut eigenen Angaben vor dem Aus. Denn dem Verein hinter dem Verschwörungsportal wurde das einzige Spendenkonto gekündigt. Die ungarische „MBH Bank“ will offenbar ab 1. Mai nichts mehr mit „AUF1“ zu tun haben. Erst vergangene Woche hatte die Wiener Wochenzeitung „der Falter“ berichtet, dass der Verein hinter „AUF1“ seine Gemeinnützigkeit verlieren könnte. Denn eine neue Richtlinie des Finanzministeriums besagt: „Die Verbreitung von Desinformation, Fake News und Propaganda ist jedenfalls nicht gemeinnützig.“ Mit dem Verlust des ungarischen Bankkontos kommt nun weiteres Ungemach auf den Verschwörungssender zu.

Kein Konto, kein Geld

Warum hatte der oberösterreichische Sender überhaupt ein Konto in Ungarn? „Es war trotz laufender Bemühungen nicht möglich, ein neues, zusätzliches Konto zu bekommen“, erklärt Magnet seinen Zuseherinnen und Zusehern: „Dutzende Banken haben uns systematisch abgelehnt.“ Ohne Konto kein Geld, ohne Geld kein rechtsextremes Verschwörungsportal „AUF1“.

Die FPÖ wollte dieses Szenario in ihren Verhandlungen mit der ÖVP zu Jahresbeginn verhindern: Auf einen „Schutz vor De-banking im Medienbereich“ konnten sich die Freiheitlichen mit der Volkspartei laut geleakter Verhandlungsprotokolle aber nicht einigen. Nun sorgt sich Stefan Magnet: „Wenn AUF1 fällt, werden viele andere Alternativmedien auch fallen.“ Vielleicht behält der rechtsextreme Verschwörungsideologe doch einmal recht.

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.