Völkische Verhandlerin: Die strammrechte FPÖ-Abgeordnete Kitzmüller
Die 58-jährige FPÖ-Abgeordnete Anneliese Kitzmüller ist seit vergangener Woche auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Parteichef Heinz-Christian Strache berief sie in sein fünfköpfiges Team, das die Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ koordiniert. Abseits der Tagespolitik hat sich die Oberösterreicherin ein Netzwerk am äußersten rechten Rand aufgebaut. Sie schreibt nicht nur für die rechtsextreme Akademikerpostille „Aula“ – sie ist auch federführend in zwei deutschnationalen Mädelschaften aktiv. Die „Iduna zu Linz“, deren Vize-Obfrau Kitzmüller ist, hat ein Faible für altgermanisches Brauchtum. „Heil Sonnenwende“, steht in einem Facebook-Posting der Mädelschaft über einem lodernden Lagerfeuer. Zu Weihnachten zelebriert die Verbindung das Julfest – und sendet damit einen einschlägigen Code: Den Nazi-Ideologen galten christliche Bräuche als verhasst, sie leiteten Weihnachten aus dem germanischen Julfest her. Die Vereinsadresse der „Iduna“ führt zu einem Vierkanthof in Linz. Just jener Verein, der das Rechtsaußen-Magazin „Info-Direkt“ betreibt, hat seinen Sitz ebendort. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes ortet bei dem Blatt „Spuren in das organisatorische Zentrum“ rechtsextremer Bewegungen in Oberösterreich.
Rechte Codes
Im Parlament agiert Kitzmüller nicht minder auffällig: Als der Verfassungsgerichtshof vor zweieinhalb Jahren das Adoptionsverbot für homosexuelle Paare aufhob, schäumte Kitzmüller: „Marxistischer Gleichheitswahn“ habe „über Kinderrechte gesiegt“. Einen tiefen Einblick in ihre Gedankenwelt gewährt Kitzmüller in mehreren Publikationen: Das Buch „Wir sind Familie“ veröffentlichte sie 2011 als freiheitliche Fibel für Familienpolitik. Abtreibungen bezeichnet sie darin als „Unrecht“. Kinder in Nachmittagsbetreuung sind für Kitzmüller „wie einst in der DDR verstaatlicht“, und als „klassische Familie“ gilt ihr nur der arbeitende Mann und die „Hausfrau/Mutter“.
Kitzmüller steht dem Vertriebenenverband der Bukowinadeutschen vor, ihr Vater lebte einst in Czernowitz in der heutigen Ukraine. Wenn Kitzmüller von Vertriebenen spricht, meint sie allerdings nicht die Opfer der Nazis, sondern bloß vertriebene deutschsprachige Minderheiten – für die sie einen eigenen Feiertag fordert. Strammrechts, traditionalistisch und wider die antifaschistische Erinnerungskultur – als Verhandlerin des Koalitionspakts kann Kitzmüller als Vorbotin der freiheitlichen Regierungsausrichtung gesehen werden.