Das Obdachlosenheim im Otto Wagner-Areal
Wien

Von Schließung bedrohtes Wiener Obdachlosenheim bleibt doch bestehen

profil berichtete im Jänner 2025, dass das Notquartier im Otto-Wagner-Areal in den Sommermonaten zusperren soll. 70 Schlafplätze und 28 Mitarbeiter wären von der Schließung betroffen. Nach Berichterstattung von profil hat der FSW nun mit der Caritas eine Lösung gefunden.

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Im Notquartier Pavillon 4 können Obdachlose mit einer Bewilligung durch Sozialarbeiter duschen, ihre Wäsche waschen, ihre Suchtspritzen gegen sterile austauschen, mehrmals täglich essen und in einem Zwei- bis Vierbettzimmer schlafen. Das Quartier besteht seit 2023 im Otto-Wagner-Areal im 14. Wiener Gemeindebezirk. In den Wintermonaten, November bis Ende April, wurde es bisher vom Fonds Soziales Wien (FSW) finanziert, in den Sommermonaten Mai bis Ende Oktober von der Caritas. 

Umsiedlung nach Meidling

profil berichtete im Jänner über eine bevorstehende Schließung des Obdachlosenheimes in der Sommersaison. 70 Schlafplätze sowie 28 Arbeitsplätze wären betroffen gewesen. Nach der Berichterstattung gibt es für die Mitarbeitenden und Wohnungslosen jetzt aber gute Nachrichten: Das Arbeitsverhältnis bleibt für alle Betreuer bestehen, die Schlafplätze werden ins Notquartier Meidling in der Kerschensteinerstraße 20 umgesiedelt. 

Grund dafür war, dass das Notquartier im 12. Bezirk eine ähnlich große Kapazität hat, im Gegensatz zum Notquartier Pavillon 4 im Otto Wagner Areal allerdings barrierefrei ist – der Pavillon 4 besteht nämlich aus mehreren Stockwerken, die nur über ein Stiegenhaus betretbar sind. Diese Stiegen sind insbesondere für Obdachlose mit Behinderungen schwer zu begehen. Den 28 Betreuern, denen im Jänner noch die Kündigung gedroht hatte, wurde das Angebot gemacht, in den Sommermonaten in Meidling weiterarbeiten zu können. 

70 neue Schlafplätze im Sommer

In der Sommersaison 2025 wird es in Wien zusätzlich zum ganzjährig verfügbaren Regelangebot der Wiener Wohnungslosenhilfe insgesamt vier Notquartiere geben, 278 für Einzelpersonen, 28 Familienplätze - um insgesamt 70 Schlafplätze mehr als 2024. „Der Bedarf ist jedenfalls da – die Angebote des Winterpakets waren 2024/2025 zu rund 94 Prozent ausgelastet“, teilt Markus Hollendohner, Leiter der Wiener Wohnungslosenhilfe im FSW, profil im Gespräch mit. 

Markus Hollendohner, Leiter der Wiener Wohnungslosenhilfe im Fonds Soziales Wien

„Der Bedarf ist jedenfalls da – die Angebote des Winterpakets waren 2024/2025 zu rund 94 Prozent ausgelastet“

Markus Hollendohner, Leiter der Wiener Wohnungslosenhilfe im Fonds Soziales Wien

Betrieben werden diese von unterschiedlichen Partnerorganisationen. „Die Zahl an Personen, die Leistungen der Wiener Wohnungslosenhilfe annehmen, ist nicht gestiegen, es kommen aber mehr zu Beratungen und in die Tageszentren“, so Hollendohner. Der Fokus liege darauf präventiv gegen Wohnungslosigkeit anzukämpfen. Der FSW würde sich deshalb bemühen, viel für den Ausbau der Wohnungssicherung zu machen - einerseits mit der Wiener Wohnungslosenhilfe, andererseits mit der Begleitung von Menschen in die eigene Wohnung. Ziel ist es, Menschen kürzer zu betreuen und stattdessen dafür zu sorgen, dass sie nicht langfristig in der Wohnungslosenhilfe bleiben.

Für die Mitarbeiter und Obdachlosen aus dem Pavillon 4 scheint man aber zumindest für den Sommer 2025 eine Lösung gefunden haben. 

Natalia Anders

Natalia Anders

ist seit Juni 2023 Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.