Österreich

Krieg im Park

Ein Bandenkrieg erschüttert Wien und verunsichert die Bevölkerung. Die Polizei spricht von einer „neuen Welle an Gewalt“. profil hat sich auf Spurensuche begeben und stieß dabei auf junge Tschetschenen und Syrer, auf sogenannte Bahnhofskinder und auf das geheimnisvolle Erkennungszeichen „505“.

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Vier junge Männer stehen vor einer türkischen Bäckerei am Vorplatz der Wiener U-Bahn-Station „Bahnhof Meidling“, direkt bei den Bussen. Ihr Gesprächsthema: die Schlägerei vom Vorabend. „Ich hole Kuchen für meinen Cousin, er liegt im Krankenhaus – wegen gestern“, sagt einer der vier. Und: „Die Terroristen, die Tschetschenen, sind gekommen, mit Masken und haben einfach am Platz attackiert“, erzählt er: „Aus dem Nichts. Sie haben alle angegriffen, auch Kinder. Österreich weiß gar nicht, was sich da alles abspielt.“

Gesichert ist: Am Sonntag der vergangenen Woche trafen hier vor der U-Bahn-Station Tschetschenen, Syrer und Afghanen aufeinander. Die Männer gingen mit Messern, Stöcken und Stangen aufeinander los. Vier Afghanen mussten mit Stich- und Schlagverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wohl weil die tschetschenischen Angreifer sie mit Syrern verwechselt hatten, vermutet die Polizei.

Seit Monaten spitzt sich die Situation zwischen jungen Syrern und Tschetschenen in Wien immer weiter zu. Anfang Juli eskalierte die Gewalt: Binnen 48 Stunden kam es in den Bezirken Meidling und Brigittenau zu drei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Gruppen mit zahlreichen Verletzten. „Das ist eine neue Dimension“, klagt die Bezirksvorsteherin der Brigittenau, die SPÖ-Politikerin Christine Dubravac-Widholm.

Was ist da los?

Hiebe, Stiche und Schüsse

Die Welle der Gewalt beginnt am Freitag, 5. Juli, um exakt 21.40 Uhr im Anton-Kummerer-Park in Wien-Brigittenau. Mit Holzlatten, Pfeffersprays, Messern und Schusswaffen gehen syrische und tschetschenische Jugendliche aufeinander los. Es wird geprügelt, gestochen und geschossen. Zwei junge Syrer erleiden Schussverletzungen, ein Tschetschene eine Schnittwunde. Über einen 29-jährigen Projektmanager, der mehrere Tschetschenen zum Tatort gebracht haben soll, wird tags darauf wegen des Verdachts der Beteiligung an versuchtem Mord die U-Haft verhängt.

Spuren der Schlacht

Die Schlägereien am vergangenen Wochenende sorgten für mehrere Spitalsaufenthalte.

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.