Werner Kogler im Interview: "Soll ich jammern?"
profil: Sie sagen gerne: "Ich mache Clint Eastwood. Ich reite in die Stadt, und der Rest ergibt sich." Funktioniert dieses Motto für einen Vizekanzler?
Kogler: Das Zitat bedeutet ja, dass hinter der Kurve immer eine Herausforderung lauert, die nicht vorhersehbar war. Zwei Wahlen, Sondieren, Abschluss, Regieren, Corona, Wirtschaftskrise, lauter frische Ankünfte in kurzen Taktungen. Ich glaube, wir haben das ganz gut hingekriegt. Unsere Hilfs- und Konjunkturpakete kommen an und beginnen zu wirken.
profil: Viele klagen, dass Hilfen nicht ankommen.
Kogler: Gerade die konjunkturpolitischen Maßnahmen starten gestaffelt. Man kann nicht auf einmal zig Milliarden ausschütten - das verpufft.
profil: Manche Grüne murren, dass in der Regierungsarbeit wenig grüne Handschrift erkennbar ist.
Kogler: Moment, allein das Volumen der Konjunktur- und Hilfspakete trägt massiv grüne Handschrift! Die ÖVP hat am Anfang geglaubt, das geht mit weniger Mitteln. Uns hingegen war klar, dass wir ordentlich investieren müssen - damit nicht eine Wirtschaftskrise wie in den 1930er-Jahren bevorsteht. Hinausinvestieren aus der Krise ist angesagt, Hinaussparen geht nicht - damit würden wir nach dem sozialen den ökonomischen Lockdown riskieren. Dafür musste die ÖVP ideologisch einen größeren Sprung machen als wir, ihre Finanzpolitik ist sonst restriktiver als unsere.
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