In fast allen Ländern der EU gelten Wetten als Glücksspiel, weil Spielerinnen und Spieler keinen Einfluss auf Sieg oder Niederlage haben. Nur Österreich sieht in Wetten ein Geschicklichkeitsspiel – weil man sich informieren könne, ob zum Beispiel ein wichtiger Spieler eines Fußballteams verletzt ist. Die Folge: Müssen Glücksspielanbieter in der Regel 16 Prozent des Einsatzes an den Staat abgeben, beträgt die Wettgebühr bisher nur zwei, ab 1. April fünf Prozent.
Die Erhöhung lässt die Staatskasse klingeln. Bei einem Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro dürfte Marktführer „Admiral Sportwetten“ 2023 rund 21 Millionen Euro an Wettgebühr gezahlt haben. Hätte die Gebühr schon damals fünf Prozent betragen, wäre die Republik um rund 32 Millionen Euro reicher.
50 bis 100 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen pro Jahr scheinen durch die Steuererhöhung also realistisch – falls die Umsätze der Wettanbieter nicht wegbrechen. Der Sportwettenverband fürchtet durch die rasche Umstellung bereits jetzt die Insolvenz kleiner Anbieter.
Steuereinnahmen oder Spielerschutz
Auch die Glücksspielabgabe wollen ÖVP, SPÖ und Neos um zehn Prozent erhöhen, ein Beschluss steht noch aus. In der Regel beträgt sie derzeit 16 Prozent des Einsatzes, bei Online-Glücksspielen werden derzeit 40 Prozent der Jahresbruttoeinnahmen (also Einsätze abzüglich ausbezahlter Gewinne) als Steuer fällig. Dazu hofft die Regierung auf zusätzliche Steuermillionen durch den verstärkten Kampf gegen illegale Anbieter.
Reicht das, um 2031 fast eine Viertelmilliarde Euro zusätzlich in die Staatskassen zu spülen? Schwer vorstellbar, wenn die Regierung ihre Versprechen im Spielerschutz hält: An Automaten sollen Spieldauer, Höchsteinsätze und -gewinne reduziert, Websites und Konten illegaler Online-Anbieter blockiert und die Schließung illegaler Glücksspielfirmen erleichtert werden. Eine unabhängige Spielerkarte, durch die Süchtige bei allen Anbietern gesperrt werden können, will die Regierung prüfen.
Diese Maßnahmen würden die Spielerinnen und Spieler besser vor Sucht und finanziellem Ruin schützen. Gleichzeitig würden die Einnahmen der Glücksspielfirmen und damit des Staates wohl sinken. Denn selbst konzessionslose, also hierzulande eigentlich illegale Online-Glücksspielunternehmen zahlen in der Regel Steuern. Fast 55 Millionen Euro an „selbstberechneten Glücksspielabgaben“ entrichteten illegale Anbieter 2022 laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung. Viel mehr Geld darf Finanzminister Markus Marterbauer durch den Kampf gegen illegale Anbieter folglich kaum erwarten.
Die pragmatische Lösung der neuen Regierung: Erst werden die Steuern erhöht, um das Budget zu sanieren. Über strukturelle Verbesserungen im Spielerschutz werde wohl erst danach, wahrscheinlich ab dem zweiten Halbjahr 2025 gesprochen, heißt es aus Verhandlerkreisen.
Ein kurzfristiger Gewinn mit hohem Einsatz.