Der Widerstandskampf der Irma Schwager gegen das NS-Regime
Die zerbrechliche kleine Dame ist eigentlich eine Heldin, aber man könnte das glatt vergessen, wie sie da in der Tür steht und die Arme ausbreitet zur Begrüßung – in einer Art von Urvertrauen. Obwohl sie es doch besser wissen müsste, als Kommunistin, als Jüdin und als Frau aus einer furchtbar gebeutelten Zeit.
Irma Schwager nimmt ihrem Gast fürsorglich die Jacke ab und fragt im Befehlston, ob man einen Kaffee trinken wolle. Sie ist eine sehr eigensinnige Person, wie sich bald herausstellen wird, fast ein bisschen kapriziös. Der Fotograf hat alle Mühe, sie für einen Augenblick an einen Platz zu bannen. Sie sträubt sich gern. Sie feiert demnächst ihren 95. Geburtstag.
Ein rosaroter Lampenschirm aus 1945, dem Jahr, als Irma Schwager mit Mann und Kind hier eingezogen ist, schwingt sachte über dem Küchentisch. Verkehrsrauschen kommt von der Wiener Donaulände her, doch hier drinnen scheint die Zeit stehen geblieben, eingefroren, wie auch ihre Geschichte, die außerhalb des linken, jüdischen Wiener Milieus und Schwagers Familie (zu der auch der frühere Finanzminister Ferdinand Lacina zählt) so gut wie unbekannt ist.
Irma Schwager ist die letzte noch gesunde und für Auskünfte zur Verfügung stehende Zeugin. Im Grunde verdankt Österreich dieser Frau und ihren Mitstreiterinnen, die schwer krank oder schon gestorben sind, das Privileg, als „Erstes Opfer Hitlers“ zu gelten ...
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